Verein szene12 sammelt für sein neues Projekt
Sie machen Oper einfach anders, herrlich unkonventionell, gut verdaulich und viel unterhaltsamer als alle anderen: Der Dresdner Verein szene12 ist ein junges OFF-Theaterprojekt, bei dem junge Künstler zwischen Studium und Engagement einen Freiraum zum Ausprobieren finden. Das Projekt um den Nachwuchsregisseur Toni Burghard Friedrich gründete sich 2012 mit dem ehrgeizigen Ziel, jedes Jahr ein kleines bisschen größer zu werden.
Nach Mozarts erster Oper „Apollo und Hyacinthus“* (1764), brachte das szene12-Team 2013 „Cosí fan tutte“ (1790) in Form einer verrückt-beeindruckenden Sitcom-Adaption auf die kleine Bühne des Labortheaters an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. In seiner dritten Opernproduktion erobert der Verein nun sogar den Mond. Joseph Haydns selten gezeigte Oper „Il mondo della luna“ (1777) spielt auf dem Mond und auf der Erde. „Das Besondere daran ist, dass diese Oper musikalisch eher geteilt ist, in den ersten Akt, der der Barockoper gleicht und den zweiten Akt, der durch seine fortschrittliche Musik im Stile Mozarts auffällt“, erklärt Toni Burghard Friedrich.
Barockoper trifft auf Mozart’schen Fortschritt
Das Mondthema habe ihn allerdings auch aufgrund der Ästhetik sehr gereizt. „Der Mond wird immer positiv konnotiert, er gilt als fortschrittlich, als ein Raum, der alles kann“, sagt der junge Regisseur. Der erste Akt steht damit also für den altmodischen, begrenzten Raum, während Haydn im zweiten Akt zeigt, was passiert, wenn diese vermeintlich in sich abgeschlossene, intakte Welt mit einer ganz anderen zusammentrifft. Die Zuschauer werden Teil einer Verwandlung in seiner Inszenierung, die Natur spielt dabei eine große Rolle. Das Bühnenbild (Foto: szene12) von Leonore Pilz spiele mit dem Raum des Gartens, in dem eine Hecke unüberwindbar scheint. Die Kostüme zu dem Weltraumstück schneidert Dennis Ennen. Beide sind Absolventen der Hochschule für Bildende Künste in Dresden.
Das Sänger- und Musikerensemble speist sich stets aus Studenten der Hochschulen für Musik in Dresden und Leipzig. Die musikalische Leitung hat dieses Mal Matthew Lynch inne. Insgesamt 50 Musiker, Techniker und Künstler sind an der aktuellen Inszenierung beteiligt. Zum Vergleich: Bei der ersten Oper 2012 waren es noch rund 25 Beteiligte. Gewachsen ist das Projekt aber auch sonst. War die erste Produktion noch eine Low-Budget-Aufführung, nur von einem Klavier begleitet, so kamen 2013 ein ganzes Orchester und eine Reihe von Sponsoren hinzu, die das Ganze unterstützten. Aus anfangs drei Aufführungen wurden 2013 schließlich sechs, in diesem Jahr wird es ebenso sein.
Opernworkshops, Stückeinführungen und Publikumsgespräche mit an Bord
Darüber hinaus gibt es erstmals zwei öffentliche Opern-Workshops mit einer Theaterpädagogin zu dem Thema „Was kann Oper außer dem, was man hört?“ – „Die Sänger sind bei den Workshops dabei, das Ganze findet direkt auf unserer Bühne statt“, erzählt Regisseur Toni Burghard Friedrich. Wer teilnehmen möchte, sollte sich vorher jedoch bei den Organisatoren anmelden. Auch eine Stückeinführung vor jeder Vorstellung (außer zur Premiere) und Publikumsgespräche im Anschluss (am 28.3., 2.4. und 6.4.) sind dieses Jahr geplant. Schließlich wurde das Stück in Dresden bislang nicht gespielt, die letzte Aufführung der Oper gab es vor fünf Jahren an der Berliner Staatsoper.
Das ist ein beachtliches Projekt, vor allem wenn man bedenkt, dass der harte Kern des Organisations- und Regieteams ehrenamtlich arbeitet. Für faire Eintrittspreise und eine faire Entschädigung für die Sänger und Orchestermusiker sammelt der Verein daher derzeit Geld über die Internetplattform Startnext.de. Wer hier spendet, erhält, je nach Summe, auch ein kleines Dankeschön vom Verein. Das geht vom signierten Plakat (ab 15 Euro) über eine Premierenkarte mit Freigetränk (ab 40 Euro) bis hin zur Gesangsstunde bei einem Sänger (ab 80 Euro) oder einer Statistenrolle (ab 90 Euro) im Stück. Insgesamt 2500 Euro wollen die Organisatoren für ihre neue Aufführung so zusammenbekommen. Wer schon eine der ersten beiden Inszenierungen von szene12 gesehen hat, der weiß sicher, dass sich jede noch so kleine Spende dafür lohnt!
Linktipp: www.szene12.de und www.startnext.com/ilmondodellaluna/
Premiere am 26.3.2015, 19.30 Uhr im Labortheater Dresden, weitere Aufführungen am 28.3., 31.3., 2.4., 5.4., 19.30 Uhr und am 6.4., 16 Uhr