Händels „Orlando“ an der Semperoper
Die Liebe ist schon ein seltsames Ding. Da kommt der heldenhafte Kämpfer Orlando mit ihr in Berührung und will fortan jeden Kampf für seine angebetete Prinzessin Angelica aufgeben. Aber wie das Leben so spielt, lässt diese sich viel lieber mit dem Afrikaner Medoro ein. Und so nimmt in Händels Oper „Orlando“ der Kampf von Venus und Mars seinen Lauf, bis Orlando vor lauter Ärger fast dem Wahnsinn anheimfällt.
Was sich an dieser Stelle vielleicht wie ein actionreiches Barockopernspektakel anhört, entfaltet sich im ersten Aufzug tatsächlich zunächst eher gemächlich. In Andreas Kriegenburgs Inszenierung an der Semperoper Dresden bleibt dennoch kaum Raum für Langeweile. Gekonnt rücken in dem einem Guckkasten ähnlichen, holzvertäfelten Bühnenzimmer (Harald Thor) zunächst in erster Linie die zehn Tänzer in den Vordergrund. Diese sind mal Soldaten, mal Bäume, bilden dann wieder ein Spinnennetz aus Beziehungsgeflechten (Choreografie: Zenta Haerter) und verleihen der Handlung so bis zum Schluss jene klare Bildhaftigkeit, die den Zauber dieser Aufführung prägt.
Und während die Inszenierung erst im zweiten Teil richtig in Fahrt kommt, bleiben zumindest tänzerisch und musikalisch von der Ouvertüre an keine Wünsche offen. Jonathan Darlington führt die Sächsische Staatskapelle Dresden mit sichtbarer Freude durch die vor Leichtigkeit sprühenden, ja sogar eingängigen, bisweilen aber auch dramatisch klingenden Partien der barocken Händel-Partitur. Christa Mayer gibt dabei einen brillanten Orlando, der unter anderem im zweiten Akt mit einer herzzerreißenden Koloraturarie überzeugt. Carolina Ullrich dagegen begeistert stimmlich als kraftvolle Angelica im roten Glitzerkleid, während Barbara Senator als energische, unglücklich in Orlando verliebte Schäferin Dorina (Foto: PR/Matthias Creutziger) verzaubert. Im Gedächtnis bleibt zudem der markante Bass Georg Zeppenfelds, der als Magier Zoroastro bis zum Ende irgendwie doch die Fäden in der Hand hält.
Trotz aller musikalischer Brillanz ist die Stärke dieser Inszenierung – für Oper eigentlich untypisch –, aber dennoch in erster Linie die äußerst vielseitige und bilderreiche Tanzchoreografie. Diese rückt in ihrer Varianz, ihrem ganzen Ideenreichtum im Laufe des Stückes immer weiter aus der holzvertäfelten Zimmerkulisse heraus, in den Vordergrund und trägt so ganz wesentlich zum schlussendlichen Gelingen dieser Darstellung des ewigen Kampfes von Venus mit Mars bei.
Nicole Czerwinka
Händels „Orlando“, Semperoper Dresden, wieder am 3. und 5. Februar, je 19 Uhr