Semperkönig auf Sinnsuche
Zum Jahresanfang lädt die Semperoper auf der kleinen Bühne „Semper II“ noch einmal zu einer philosophischen Märchenstunde ein. In Ernst K?eneks Oper „Das geheime Königreich“ (Foto: PR/Matthias Creutziger) begibt sich der König auf die sinnfällige Suche nach der Lösung für eine Rätselaufgabe, die ihm kein geringerer als der Narr an seinem Hofe stellte. Was ist wohl rund, glänzt, ist an einem Haupte und fasst eine ganze Welt in sich? Nur soviel sei an dieser Stelle verraten, die Königskrone ist nicht gemeint.
Das fünfzigminütige Märchenstück über Macht, Gier, Liebe und die Suche nach dem Glück ist mehr in der Realität denn in der Phantasie verankert und erfreut nicht nur die Kleinen mit einem zauberhaft wandelbaren Bühnenbild und königlichen Kostümen (Okarina Peter & Timo Dentler). Die großen Zuschauer bekommen obendrein – der Narr kündigt es gleich zu Beginn an – noch allerhand Stoff zum Nachdenken und Philosophieren mit auf den Heimweg. Denn keinesfalls handelt es sich hierbei um ein Märchen nach dem simplen Grimm-Schema, das stur in Gut und Böse unterteilt.
Verpackt in K?eneks moderne Musik des 21. Jahrhunderts, hält die Inszenierung von Manfred Weiß dabei eindrucksvoll die Waage zwischen Unterhaltung und Anspruch, wobei vor allem Hans-Joachim Ketelsen als trefflich naiver Monarch überzeugt, der sich doch zum Guten wandelt. Auch Norma Nahoun gibt eine grandiose Glitzer-Lady auf der Suche nach dem Glück ab. So werden die 50 Märchenminuten am Ende tatsächlich zu dem, was der Narr zu Anfang prophezeit: Ein gelungenes kleines Spiel mit „wenig Musik, Tanz und Gesang, und so viel zum Nachdenken.“
Nicole Czerwinka
„Das geheime Königreich“, Dresden, Semper II wieder am 14. und 16. Januar, 19 Uhr und am 19. Januar 16 Uhr, 22. Januar 18 Uhr.