Wie ein Barpianist das Wechselbad erobert
Ein Interview am Montagmorgen im Dresdner Café Central. Hier, genau hier, habe er auch schon Klavier gespielt, erinnert sich Torsten Voigtmann sofort – und schon sind wir mittendrin im Gespräch. Der Musiker, der sonst unter dem Namen Monsieur T. als Pianoentertainer unterwegs ist, wuchs auf der Hauptstraße am Goldenen Reiter auf. Hier hat er sich als Kind mehr oder weniger autodidaktisch das Klavierspiel beigebracht und bald schon für ein Eis oder eine Cola in den umliegenden Cafés und Gaststätten gespielt. Stücke von Richard Clayderman waren das, und alles, was die Gäste in Cafés wie dem Donnersberg beim Kuchen schlemmen und Kaffee schlürfen eben so hören mögen.
Trotz einer Ausbildung zum Werbekaufmann und dem Studium der Kommunikationswissenschaften an der TU Dresden ließ ihn das Klavierspiel ein Leben lang nicht mehr los. So spielte sich Voigtmann schließlich auch durch die edlen Hotels der Stadt – von der Bülow Residenz über das Hilton bis hin zu Kempinski und Bellevue. Sein Repertoire als Barpianist wuchs, dazu arbeitete er nebenbei immer mal an anderen Projekten wie einer Performance oder der Leitung der Schülerband im Gymnasium Gorbitz. Zum Klavier kam irgendwann der Gesang. „Auch komponiert habe ich schon immer selbst“, sagt der 37-Jährige, der keine Noten lesen kann, sondern lieber nach Gehör übt.
Doch die Arbeit als Barpianist, auch als Pianoentertainer bei Hochzeiten und Firmenfeiern, wird gemeinhin mehr als Dienstleistung denn als Kunst betrachtet. Das war vor einem Jahr Grund genug für Voigtmann, wiederum ein eigenes Projekt mit eigenen Liedern und einer eigenen Band anzugehen. „Ich wollte, dass die Leute kommen, um zuzuhören“, sagt er. Voigtmann komponierte dafür überwiegend zarte Popballaden, die Texte schrieb Rainer Thielemann, den er im Business-Netzwerk XING im Internet ausfindig machte. Die Bandkollegen, einen Schlagzeuger, einen Bassisten und einen Gitarristen, stöberte Voigtmann in der Nachbarschaft, via Facebook oder durch alte Kontakte auf. Und so entstand die Combo Voigtmann mit Band (Foto: PR), die mit ihrem Balladenprogramm „Es ist wie es ist“ zum ersten Mal im November 2012 im Dresdner Wechselbad auftrat.
Ihre ungeschminkten Texte treffen auf eingängige Pianoarrangements, unterstützt von Bass, Schlagzeug und Gitarre. Die gefühlvollen Balladen sind rockig bis jazzig angehaucht, Voigtmann selbst beschreibt seinen Stil gern als „deutschen Pop-Rock“, irgendetwas zwischen Hermann van Veen und Annett Louisan. Zum ersten Konzert im November kamen rund 150 Leute. Das sei für ihn zwar immer noch ein Minusgeschäft, als Künstler aber dennoch ein Erfolg. Und der ist ausbaufähig. Derzeit sucht Voigtmann nach einem passenden Label für sein Projekt. Das braucht Geduld, aber die hat er. „Es muss passen“, sagt er und gibt sich mit Halbheiten nicht zufrieden. Das nächste Konzert von Voigtmann und Band steht nun am 15. März im Wechselbad bevor. Im August werden Voigtmann und Band bei den Classic Open in Leipzig aufspielen.
Parallel dazu spielt Voigtmann weiter unter dem Namen Monsieur T. als Pianoentertainer, ist unter anderem jeden Donnerstag im Ontario am Neumarkt zu hören. Der Künstlername, das verrät er noch ganz zum Schluss, als die Rechnung im Central längst auf dem Weg ist, sei übrigens im Frankreich-Urlaub entstanden. Beim Croissant-Kaufen. „Torsten am Piano“, das klang eben schlicht zu einfach …
Nicole Czerwinka
Linktipp: http://www.voigtmann-und-band.de/ und www.Monsieur-T.de