„Pantoum“ jazzen phantasievoll-prägnant
Pantoum sind eine musikalische Entdeckung, ein Geheimtipp am Samstagabend. Ihre Einladung lockte am 16. März hinunter ins Kellergewölbe des Kügelgenhauses. Das Jazzquartett mit dem malaiischen Namen (Foto: PR/René Limbecker) ist vor etwa zweieinhalb Jahren an der Dresdner Hochschule für Musik Carl Maria von Weber entstanden. Gemeinsame Auftritte führten die jungen Musiker in den vergangenen zwei Jahren nicht nur quer durch Deutschland, sondern bis nach Oslo, Lillehammer und Prag. Im Januar haben die vier nun zehn Songs für ihre erste gemeinsame CD aufgenommen. Pünktlich zum Konzert konnten Pantoum am 15. März via Startnext.de ihr Projekt für die Finanzierung dieses Albums freischalten.
Ein Klick auf Profil und Webseite lohnt sich. Denn Pantoum (der Name steht für eine besondere Form des Dichtens, bei der es um Wiederholung und Entwicklung geht) ziehen mit ihrer kunstvollen, aber trotzdem authentischen Art des Musikmachens sofort in ihren Bann. Die oft träumerischen Songs sind von Sängerin Inez Schaefer und Schlagzeugerin Katharina Lattke selbst geschrieben. Die beiden Damen werden von Marius Moritz am Klavier und Christoph Hutter am Kontrabass wirkungsvoll unterstützt. Ihre Musik klingt sehnsuchtsvoll bis leidenschaftlich, dann wieder energisch wie ein Bachlauf in bergiger Landschaft. Sie erzählt von kleinen Begebenheiten und großen Erfahrungen, wie der Erinnerung an eine Fernbeziehung oder dem Leben in der norwegischen Hauptstadt Oslo.
Die junge, mädchenhafte Stimme von Inez Schaefer bezaubert nicht nur mit unschuldiger Zartheit, sondern auch in den kraftvolleren Passagen. Ihr Gesang verschmilzt mit Schlagzeug, Bass und Keyboard zu einer Musik, in die man eintauchen kann wie in ein Meer aus Träumen – jugendlich unbeschwert und trotzdem geheimnisvoll faszinierend. So gehen die vier Musiker im Laufe des Konzerts immer und immer mehr aus sich heraus, jeder hat mal seinen Auftritt.
In der technischen Präzision des Spiels, die stets genug Raum für Improvisationen und Klangexperimente lässt, wird die gute Kinderstube der Hochschule dabei hör- und spürbar. Mit einer Mischung aus klassischen und experimentellen Stilmitteln bauen die vier Musikstudenten eine Spannung auf, der man sich nur schwer entziehen kann. Ihre Parts sind stets gut abgestimmt, selbst Improvisationen fließen stimmig ineinander, sind phantasievoll und trotzdem prägnant.
Dabei sind Pantoum stets nah am Publikum, gestalten ihre Ansagen zwischen den Titeln lebendig, ohne übertrieben lebhaft zu sein. Die gut 20 Konzertbesucher danken es ihnen mit großem Applaus. Man hätte ihnen gern noch länger als diese eineinhalb Stunden zugehört und gewiss hätten sie auch mehr Zuhörer verdient. Doch schon am 5. April folgt das nächste Konzert im Jazzclub Blue Note – da kann es ja getrost etwas voller werden.
Nicole Czerwinka
Linktipp: http://www.pantoum-music.com/live/