Jasmin Solfaghari inszeniert „Xerxes“ am Kleinen Haus
Als sie zum ersten Mal in Dresden gearbeitet hat, wehten in der Stadt noch rote Fahnen. „Das war im Oktober 1989 und ich habe für die Fidelio-Inszenierung an der Semperoper damals die Regieassistenz gemacht“, erinnert sich Jasmin Solfaghari (Foto: PR/Cathleen Herwarth). Inzwischen arbeitet die 50-Jährige als freie Regisseurin in ganz Deutschland, hat an der Staatsoperette Dresden „Hänsel und Gretel“ (2005), „Pariser Leben“ (2012) und „Eine Nacht in Venedig“ (2013) inszeniert. An der Oper Leipzig sorgte sie im vergangenen Jahr mit dem „Ring in 100 Minuten“ für Furore. Nun inszeniert Jasmin Solfaghari mit Georg Friedrich Händels „Xerxes“ (1738) zum ersten Mal auch die gemeinsame Opernproduktion der Dresdner Hochschulen für Musik (HfM) und Bildende Künste (HfBK) am Kleinen Haus.
Für halb deutsch/halb persisch stämmige Regisseurin ist dieses Stück gleich in doppelter Hinsicht ein Heimspiel. „Ich habe bereits im Wintersemester 2012/13 zwei Semester als Professorin an der Dresdner Musikhochschule unterrichtet und arbeite sehr gern mit diesem jungen, engagierten Team aus Studenten zusammen – auch die Kooperation mit dem Staatsschauspiel ist für die Ausbildung der jungen Sänger ganz wunderbar“, sagt Jasmin Solfaghari. Zudem fühlt sie sich auch mit Stoff über den persischen König Xerxes persönlich verbunden. „Ich lebte in den ersten sechs Jahren meines Lebens in Teheran, im ‚Xerxes‘ steckt für mich daher auch viel Orient drin“, erzählt sie.
Die Handlung von Xerxes, der die Geliebte seines Bruders erobern will, hat Jasmin Solfaghari mit den Kostüm- und Maskenbilderinnen der HfBK am Kleinen Haus daher in eine orientalische Bildsprache verpackt. „Die Bühne soll die sinnliche Kraft Persiens widerspiegeln, das zeigt sich auch in der Beleuchtung“, sagt sie. König Xerxes erscheint ihr als ein Mann, der immer erobern will, der sich nimmt, was er haben möchte – „eine Art Kinski-Typ“, findet Jasmin Solfaghari. In ihrer Version der Oper ist er bereits von seiner Frau getrennt, einfach abgehauen – und diese versucht nun, ihren Mann zurückzugewinnen. „Sie schafft es auch, aber – und das ist die Tragik – innerlich hat Amastre ihren Xerxes dennoch verloren, weil er sich innerlich von ihr entfernt hat“, erzählt die Regisseurin.
Rein musikalisch bleibt ihre Inszenierung allerdings der Barocktradition treu. Zusammen mit dem musikalischen Leiter Prof. Franz Brochhagen hat sie eine Strichversion der Partitur entwickelt, damit die für die Barockoper typischen Da-capo-Arien und Verzierungen ungekürzt erhalten bleiben. „Mir war es wichtig, dass die Oper musikalisch ihrem Ursprung treu bleibt, denn die Partitur ist für mich immer Grundlage der Inszenierung“, erzählt Jasmin Solfaghari. Aus diesem Grund kommen auch typische Barockinstrumente wie das Cembalo und die Laute sowie ein Chor zum Einsatz. „Da ich ein großer Fan der Originalsprache bin, werden die Arien auf Italienisch gesungen, die Rezitative sind jedoch auf Deutsch, um dem Publikum den Anschluss an die Handlung zu ermöglichen“, sagt sie.
Premiere feiert die diesjährige Hochschulopernproduktion am kommenden Sonnabend (10.5.), um 19.30 Uhr im Kleinen Haus Dresden. Es wird gleichzeitig die erste Produktion sein, die nicht mehr unter Federführung des bisherigen Leiters der HfM-Opernklasse, Prof. Andreas Baumann, entstanden ist. Ein Nachfolger für seine Stelle wurde bislang noch nicht gefunden. Es gäbe allerdings schon mehrere Kandidaten, heißt es aus der Hochschule.
Händels „Xerxes“ am Kleinen Haus Dresden, Premiere am 10.5., 19.30 Uhr, weitere Vorstellungen am 15.5., 31.5., 5.6. und 10.6., je 19.30 Uhr, am 15.6., 16 Uhr, 18.6., 19.30 Uhr und 29.6., 16 Uhr