Von romantisch bis heiter-erotisch

Hoppe_Josephine_Literaturfest

Meißen holt sein Literaturfest nach

Im Garten, im Keller, auf der Orgelempore, auf dem Dampfer und im Weinberg – in Meißen wird überall gelesen. Nach der Flut im letzten Jahr holt die Stadt vom 5. bis 9. Juni ihr mehrtägiges Literaturfest (Foto: PR/Daniel Bahrmann) nach, traditionelle Themen sind Mittelalter, Renaissance und Fantasy. „Die Meißener organisieren das Fest ehrenamtlich“, erklärt Sprecher Sven Mücklich, „immer mehr Leute melden sich, die ihre Gärten und Keller für Lesungen bereitstellen.“ In über 250 Veranstaltungen können die Besucher Literatur live erleben. Neben Theateraufführungen gibt es eine Bühne für russische Märchen, auch Frankreich spielt in diesem Jahr eine wichtige Rolle: Das 50-jährige Jubiläum zur französischen Partnerstadt Vitry-sur-Seine bietet Anlass für die kulinarische Auftaktlesung. Erwachsene genießen heiter-erotische Liebesgeschichten, Kinder reisen auf den Planeten des „Kleinen Prinzen“. Zum ersten Mal wird auch in anderen Sprachen gelesen.

Der 225. Geburtstag Joseph von Eichendorffs passte im letzten Jahr gut zur Organisation eines „romantischen Rundwanderwegs“: Geführt oder auf Entdeckungstour flaniert man literarisch durch die Altstadt, im Jahnaischen Hof lauschen die Besucher Rilke mit Geige und Flötentönen. Sogar der PoetrySlam soll in Meißen Geschichte haben. Mücklich erklärt: „Die Tradition des Dichterwettstreits begann hier schon mit Walter von der Vogelweide.“ Die Wurzeln der hochdeutschen Sprache stammen gewissermaßen aus Meißen, Luther übersetzte seine Bibel in Meißener Kanzleisprache. Auch Lessing besuchte die St. Afra Schule, aber das hätte er sich sicher nicht träumen lassen: Ob Kriminacht oder Fantasy, für jeden Geschmack gibt es Lesestoff. Und wer genug vom Vorlesen, Zuhören oder selbst Schreiben hat, kann immer noch die historische Kulisse genießen – während die Lesewütigen die Burg erobern.

 Linktipp: www.literaturfest-meissen.de

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