Breschke und Schuch eröffnen Striezelmarktwirtschaft
Hohoho, die Weihnachtszeit steht vor der Tür. Das bringt das Jahresende alljährlich so mit sich, ebenso wie die unvermeidlichen Jahresrückblicke auf das Vergangene. Am Dresdner Kabarett Breschke und Schuch ist jene humorvolle Rückschau längst als „Striezelmarktwirtschaft“ Kult. Dort eröffnete Dresdens kabarettistischer Weihnachtsmarkt bereits am 18. November mit der Premiere des diesjährigen Weihnachtsprogramms.
In einem doppelten, ja dreifachen Wahljahr wie diesem können Manfred Breschke und Thomas Schuch zusammen mit dem Vollblut-Multiinstrumentalist Daniel Vedres natürlich für ihre Sketche aus dem Vollen schöpfen. So beginnt das Ganze – Wie sollte es bei dem Namen auch anders sein? – mit dem humorvollen Rückblick auf ein Missgeschick: Die Tannenwahl in Dresden ging dieses Jahr dank Frostschaden am Siegerstamm nämlich so gewaltig gegen den Baum, dass sie für jeden Dresdner Kabarettisten ein gefundenes Fressen sein muss.
Von diesem vermeintlichen „Baumsuizid“ hangeln sich die beiden Künstler hinüber zur FTB („Fuck the Baum“) und natürlich zur Landtagswahl in Sachsen. Ihr erfrischend spitzzüngiges Programm spart den hintersinnig humorvollen Kommentar zum Erfolg einer gewissen blauen Neupartei dabei ebenso wenig aus, wie den kritischen Rückblick auf 25 Jahre Nachwendezeit, selbstverständlich am besinnlichen Glühweinstand: „Was man aus der Wende nicht alles hätte machen können!“, heißt es da sinnend. Von der DDR zur BRD und schließlich nach Europa sowie zur Weltmeisterschaft ist der Weg hier nicht weit und wird stets von spitzfindigen Pointen gesäumt.
Es versteht sich dabei von selbst, dass bei dieser satirischen „Jahresendabrechnung“ altbekannte Figuren wie der Prohliser Dresdenkenner Herr Unten, er Klavierstimmer vom Weißen Hirsch, Herr Oben, das Ehepaar Mömmerich oder die Kultband Schrammstein nicht fehlen dürfen. Ebenso wenig natürlich, wie unsere Damen und Herren Politiker. Da kommen etwa Ursula von der Leyen und Joachim Gauck ins Gespräch über noch zu besetzende Minister und Kanzler (!) -Posten. Höhepunkt allerdings ist das „Dinner for One“ inklusive Wiedersehen mit dem Europapa Helmut Kohl.
Keine Geringere als „Suppenwachtel“ Angela serviert hier über den Eisbärenkopf hinweg Wein, Gans und Krimsekt. Thomas Schuch schlüpft dabei in Windeseile wechselnd in die Rollen von Merkel, Gorbatschow, Genscher, Nahles und Schäuble, dass es ein Vergnügen ist, diesem Dinner beizuwohnen. Manfred Breschke indes gibt den stoisch arroganten Europapa am Tisch – und hat eine diebische Freude dabei.
Vom Rand der Bühne aus spielt sich an diesem Abend jedoch auch Daniel Vedres mit seinen witzigen Musikarrangements und kleinen Sketchen in den Mittelpunkt. Der Musiker beweist großes kabarettistisches Talent sowie außergewöhnliche musikalische Begabung mit einem ungeheuren Gespür, schräge Instrumente passend zu arrangieren. Fazit: Diese Jahresendabrechnung ist gepfeffert mit gutem Humor, spitzen Pointen und tatsächlich so saftig und würzig wie die besten Bratwürste auf dem Dresdner Striezelmarkt.
Nicole Czerwinka
Kabarett Breschke und Schuch: „Striezelmarktwirtschaft“, täglich außer sonntags, 19.30/samstags auch 15.30 Uhr
Linktipp: www.kabarett-breschke-schuch.de