Von der Kunst, zu lieben und geliebt zu werden

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Herbstauslese: „Liebe auf leisen Sohlen“ („Hotel Blaues Wunder“)

Herbstzeit ist auch Lesezeit. Unter dem Motto „Herbstauslese“ gibt es auf elbmargarita.de eine Serie, in der wir ausgewählte Romane und Erzählungen rezensieren, die in Dresden spielen. Heute: Emilia Licht: „Liebe auf leisen Sohlen“

Josina leitet das Hotel Anna Karolina am Blauen Wunder. Ehrgeizig und einfallsreich meistert sie ihre Familie wie ihren Job: Effizient und mit klarer Struktur. Trotzdem ist sie oft überfordert, vor allem mit ihren pubertierenden Kindern, und im ewigen Klinsch mit ihrer eigensinnigen Schwiegermutter, die sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, die Karrierefrau mit etwas mehr Liebe zu füllen. Genau 20 Jahre lebt Josi inzwischen mit ihrem Mann zusammen und allmählich verliert sie den Glauben an die Romantik in ihrer Ehe.

Ihre Freundin Ulrike – die in ihrem Leben selbst genug Baustellen hat – rät Josi zu einem Liebhaber, aber das entspricht ganz und gar nicht ihrem Stil. Sie packt das Problem lieber selbst an und plant eine besondere Überraschung für ihren Mann, bei der einiges nicht so läuft wie beabsichtigt …

Dieser Roman geht weit über skurrile Zufälle und alltägliche Streitfragen hinaus und beleuchtet die grundsätzlichen Themen der Zwischenmenschlichkeit: Wie kommt unsere Zuneigung abhanden und wie viel Arbeit kostet es, eine Liebe frisch zu halten? Josina erkennt in ihrer ganz persönlichen Geschichte den Wert des inneren Familienzusammenhalts und muss nach und nach begreifen, dass der Kampf um ihre Selbstständigkeit eine Flucht in Dinge war, über die sie sich einst anderen zuliebe definiert hat, um sich selbst zu schützen. Die harte Fassade einer Karrierefrau hat die Dresdnerin alles andere vergessen lassen – die Erkenntnis, dass sie ihr Leben anscheinend komplett umkrempeln muss, trifft Josina wie ein Schlag.

Emilia Licht hat Dresden zu ihrer Heimat gewählt und schrieb 2013 mit „Von Mauern und Flammen“ einen weiteren Roman, der den Charme der Stadt einfängt. Auch bei Josinas Aktivitäten und Ausflügen kann man Dresden kennen und lieben lernen: Herkuleskeule, Dixieland und Filmfestival – das lokale Kulturleben wird in allen Facetten präsentiert. Die Elbschlösser, Pillnitz und Radebeul kommen zur Sprache; Josina spaziert durch den Großen Garten und trainiert mit Ulrike auf der Prager Straße. Wie selbstverständlich bindet Emilia Licht ihre Stadt in den Alltag ihrer Figuren ein, sodass die Leser sich noch heimischer fühlen.

Erstmals veröffentlichte Licht ihren Roman unter dem Titel „Hotel Blaues Wunder“ im Gmeiner Verlag, nachdem sie ihn als Wettbewerbsbeitrag eingereicht hatte. In diesem Jahr erschien das Buch als Neuauflage beim Amrûn Verlag unter dem Titel „Liebe auf leisen Sohlen“, der zunächst ein Selfpublishing-Projekt war. Die Geschichte um Josinas langsam einstürzende Welt steckt voller Liebe und glaubwürdiger Probleme, die direkt aus dem Leben gegriffen sind. Ein kurzweiliger Roman über die Herausforderungen in Beziehungen und Familie – und ganz eigenwillige Lösungen.

Linktipp: www.emilia-licht.de

 

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