Eine Kulturkolumne von Nicole Czerwinka
Lieber Zuschauer da unten im Parkett, ja, genau Du mit der Brille und den schwarzen Haaren, der im hellblauen Hemd, der ständig mit dem Handy spielt. Der junge Mann, der so elegant und gebildet wirkt, sich in diesem Konzert allerdings zu langweilen scheint. Ja, von hier oben aus im Rang ist es genau zu sehen, wie Du immer wieder Dein smartes Mobiltelefon zückst und Mails abrufst oder Whatsapp-Nachrichten, vielleicht auch SMS Deiner Freundin (aber die sitzt ja wohl neben Dir!).
Ich will ja wirklich nicht spießig sein. Ich gebe zu, auch ich hole in den Pausen in der Oper ab und zu mein Handy aus der Tasche, um Mails oder SMS zu checken. Ich bin ja schließlich Journalistin und ein moderner Mensch. In der Pause, wo andere sich gläschenweise teuren Sekt oder wackeren Wein einflößen, da schaue ich dann eben verlegen auf mein Handy. Aber während des Konzerts?! Da hat man doch wahrlich anderes zu tun, lieber, junger Mann da unten!
Im Konzert höre und schaue ich den Musikern gern beim Musizieren zu. Das ist herrlich entspannend. So ein Konzertsaal ist ja schließlich auch kein Internetcafé. Wollte ich surfen, würde ich dahin gehen. Im Übrigen, lieber junger Mann da unten, mich würde, säße ich dort neben Dir, das ständige grelle Aufflammen Deines Handydisplays etwas aus dem Takt bringen. Und ich frage mich, warum Du 30 Euro für eine Konzertkarte gezahlt hast, wenn Du dann in virtuelle Welten abschweifst? Das wäre doch zu Hause am Laptop viel bequemer und billiger zu haben. Oder?
Falls Du also das nächste Mal beim Surfen in der Oper einmal auf diesen Artikel stößt, dann denke doch mal darüber nach! Möglicherweise lässt Du das Handy beim übernächsten Konzertbesuch ja sogar zu Hause. Habe ich auch schon gemacht. Du wirst staunen, was Dir dann alles auffällt!