Danish String Quartet gießt nordische Landschaft in Klang
Nein, als Geheimtipp kann man das Danish String Quartet (Foto: PR/Caroline Bittencourt) wahrlich nicht mehr bezeichnen. Das junge Ensemble aus drei Dänen und einem norwegischen Cellisten musiziert seit 2002 zusammen, gewann zahlreiche Preise und tourt in der aktuellen Saison durch Israel, Südamerika und ganz Europa. Mit einem Repertoire, das klassische Werke von Morzart und Beethoven bis hin zu dem dänischen Komponisten Carl Nielsen (1865–1931) sowie dänische Volksmusik einschließt, haben die vier Blondschöpfe ihre eigene Nische gefunden. Im Rahmen der Dresdner Musikfestspiele zeigten sie am Mittwoch (20.5.) zusammen mit dem Klarinettisten David Orlowsky im Ball- und Brauhaus Watzke nun drei ganz verschiedene Facetten ihres Könnens.
Den Auftakt gab mit Carl Nielsens Streichquartett Nr. 1 g-Moll ein vergleichsweise gediegenes, hier eher selten gespieltes Werk. Die vier Musiker gingen mit nordischer Ruhe und Ausgeglichenheit an dieses Stück heran, vertieften sich in die ernsthaften Partien des überwiegend gefälligen Quartetts, kosteten aber gleichzeitig die spielerischen, lebhaften Teile mit großer Freude aus. Besonders das Scherzo und das Allegro im Finale erinnerten schon ein wenig an folkloristische Weisen aus dem hohen Norden und stimmten damit bereits auf den zweiten Teil dieses Konzertabends ein.
Mit dänischen Volksmusikweisen ließen die Vier dabei alle nordische Zurückhaltung sausen, gingen noch stärker aus sich heraus und bewiesen, dass selbst das „Eis des Nordens“ temperamentvoll lodern kann. Das Spiel des Quartets entwickelte dabei eine wunderbar spritzige Unbefangenheit. Getragen von Stolz auf das Heimatland beschwörten sie nun tatsächlich in Klang gegossene nordische Landschaften im Saal herauf. Dieses vergleichsweise kurze dänische Volksmusik-Intermezzo verklang in seiner spritzigen Brillanz letztlich sogar viel zu schnell. Noch vor der Pause holten sie dazu den Spitzen-Klarinettisten David Orlowsky auf die Bühne und stimmten mit ihm folkloristische Töne aus Dänemark an.
Anschließend verließen die fünf Musiker die nordischen Pfade. Mit einer Komposition des argentinischen Komponisten Osvaldo Goljov stand nun ein Werk von flirrender Zerrissenheit auf dem Programm. „The Dreams and Prayers of Isaac the Blind“ ist ein spannungsgeladenes, irritierend energisches Stück, dessen zähe Behäbigkeit immer wieder in warmen, breiten Streicherpartien, ja sogar in schmissigen Übergängen ausufert. Quartet und Klarinette harmonierten auch hier gut miteinander, konnten die Unbefangenheit, die sie in den dänischen Volksliedern zuvor entwickelten, wunderbar mit in Goljovs Stück hineintragen, an dem nun wirklich nichts mehr gefällig war. Es endete schließlich mit einer Stille, die sich mit solcher Vehemenz im Saal ausbreitete, dass es fast wehtat. – Gefolgt von tobendem Applaus für ein mitreißendes Konzert.