Marie Athenstaedt zieht es zum Zeichnen in die Welt
Ihre Bilder zeigen Weltraumnebel in kraftvollen Farben, klares Ozeanblau gemischt mit sattem Gelb oder ganz in leuchtendem Rot gehalten. Sie sind geheimnisvoll, wirken irgendwie packend auf den Betrachter. Die Malerin Marie Athenstaedt möchte genau diese Ergriffenheit mit ihren Ölgemälden erzeugen. Die Kraft der Natur, die Weite des Himmels, die Unendlichkeit von Landschaften habe sie als Kind schon fasziniert, sagt sie. „Mit meinen Eltern war ich viel draußen in den Bergen unterwegs, sie sind mit mir auf den Monte Blanc gestiegen, als ich noch recht klein war. Das hat mich geprägt“, erzählt die 26-jährige Künstlerin.
Natürliche Phänomene als Inspirationsquelle der Kunst
In ihrem Atelier stehen großflächige Arbeiten zum Trocknen an der Wand. Gewaltige Nebel in Lila, Blau, Grün, Gelb und Rot. Eines, das Größte davon, hängt derzeit im Foyer bei der SAP am Dresdner Postplatz. Es ist die Diplomarbeit von Marie Athenstaedt. Sie zeigt ebenfalls einen dieser riesigen, farbigen Weltraumnebel. „Der würde hier gar nicht durch die Tür passen“, erzählt die Künstlerin – und erklärt: „Ich habe klein angefangen und bin dann immer größer geworden. Ich finde es wichtig, dass ich mir durch die Anschauung der Größe und Fülle von natürlichen Phänomenen meines Platzes in der Welt, dem Universum bewusst werde.“ Marie Athenstaedt ist Meisterschülerin an der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) und wurde kürzlich mit dem Hegenbarth-Stipendium ausgezeichnet. Die Neugierde und die Faszination an der Gewalt der Natur sind die Triebkräfte ihrer Kunst.
„Ich muss mich einem Thema von Klein auf nähern, muss es erforschen“, erzählt Marie Athenstaedt. Auf einer Zeichenreise nach Indonesien im vergangenen Jahr erkundete sie so mit Bleistift und Papier den Kosmos der Kokosnuss. Große Ölgemälde hätte sie alleine nicht durch Indonesien transportieren können, daher begann sie erstmals seit Langem wieder mit dem Zeichnen. „Eigentlich wollte ich dort die Welt der Vulkane erforschen, aber dann sind mir diese Kokosnüsse am Strand aufgefallen“, sagt sie. Sie zeichnete Kokosnüsse in fast allen Formen, fand somit in Indonesien zum Makrokosmos ihrer farbigen Öluniversen ein Pendent im Mikrokosmos der Kokosnuss. Insgesamt 28 Zeichnungen sind dabei entstanden. Marie Athenstaedt hat 25 davon im Sommer 2014 im Hole of Fame in Dresden ausgestellt.
Der Traum von der Unterwasserwelt Australiens
„Die Reise und das Leben so fern ab vom Alltag in Dresden hat mir ganz neue Blickwinkel eröffnet. Ich habe in Indonesien nach natürlichen Rhythmen gelebt, bin 5.45 Uhr aufgestanden und mit dem Sonnenuntergang schlafen gegangen, dazwischen habe ich gezeichnet“, erzählt Marie Athenstaedt. Die fremde Landschaft habe nicht nur ihre Kunst verändert, sondern auch Lust auf neue Abenteuer geweckt: 2016 möchte Marie Athenstaedt nach Australien reisen. Nach den Weltraumnebeln und den Kokosnüssen hat die Unterwasserwelt des Great Barrier Reefs ihre Neugier entfesselt. „Für mich birgt die Unterwasserwelt genau wie das Weltall, etwas großes Unbekanntes. Gleichzeitig wohnt dem eine gewisse Endlichkeit inne, da das Riff ja massiv schrumpft“, sagt sie – und gerade darauf möchte sie in ihren Bildern verweisen: Sie sind ein Apell für Entschleunigung in der digitalen, schnelllebigen Zeit, auch für einen bewussten Umgang mit Ressourcen und der Natur.
Künstlerin auf Sponsorensuche
Das Ziel steht also fest, die Bleistifte sind gespitzt. Im Moment sucht Marie Athenstaedt noch nach Sponsoren für ihr großes Vorhaben. „Reisen und Kunst das gehört für mich untrennbar zusammen“, sagt sie. Erst in Indonesien sei ihr das wirklich klar geworden. Bewerbungen für Künstlerstipendien für das Australienprojekt hat sie schon abgeschickt. Zudem will si Firmen und Forschungsinstitute als Sponsoren gewinnen. Wenn das klappt, wird sie die von der Meereswelt inspirierten Zeichnungen und sicher viele neue Farbeindrücke aus der fremden Landschaft mit nach Elbflorenz bringen und hier ausstellen.