Mächtig gewaltig: „Die Olsenbande“ am Boulevardtheater
Zigarre im Mund, Melone auf dem Kopf und immer einen genialen Plan im Koffer: Egon Olsen bringt mit seinen cleveren Coups ganze Generationen vor dem Fernsehbildschirm zum Lachen. Mächtig gewaltig startet das Boulevardtheater nun die neue Spielzeit mit der Theaterversion „Die Olsenbande dreht durch“, für die Peter Dehler die schönsten Szenen aus 13 Filmen als zündende Bühnenadaption zusammengezwirbelt hat. Die Spielfassung stammt von Clemens Wolkmann, Regie führt hier Jürgen Mai. Und tatsächlich könnte man glauben, die Olsenbande sei soeben aus der Mattscheibe gestiegen, wenn Egon Olsen (Volker Zack), Benny (Philipp Richter) und Kjeld (Michael Kuhn) zu der altbekannten Filmtitelmelodie im Theatersaal einmarschieren.
Wiedersehen mit alten Bekannten, nur einer fehlt
Das Personal ist (fast) komplett: Sogleich findet sich das Trio am gedeckten Geburtstagskaffeetisch im Wohnzimmer (Foto: PR/Robert Jentzsch) bei Yvonne wieder, die Katrin Jaehne in wasserfallartigen Redeschwallen schnatternd, sprachlich wie mimisch schlichtweg grandios und täuschend nahe am Original spielt. Auf der anderen Seite der liebevoll in Szene gesetzten Drehbühne (Maria Cabreizo) verhandeln der treue Kommissar Jensen (Wolf-Dieter Lingk) und sein übermotivierter Assistent Holm (Manuel Krstanovic) einige akute Fragen der dänischen Gesellschaft, die vermeintlich kurz vor der Einführung des Euro steht, in einer Zeit, in der doch „nichts klarer ist als die Unklarheit“. Mit durchschlagender Hilfe von Dynamit-Harry (Andreas Reuther) plant nun also Egon, den gerissenen Wirtschaftsgauner Bang Johansen (Konrad Domann) um seine streng geheimen Wirtschaftspapiere zu bringen, um ihn später per Erpressung um einige Milliönchen erleichtern zu können. – Nur Kjelds und Yvonnes Sohn Børge fehlt hier im Stück, der ist offenbar bereits flügge geworden.
Der Anfang der Theaterfassung wird von den vielen Plaudereien noch etwas ausgebremst, dafür kommt die Olsenbande mit der Umsetzung ihres ersten Planes aber dann so richtig in Fahrt: In der Oper wollen sie Johansen den gewichtigen Koffer entwenden, durchhämmern, -bohren und sprengen dazu in den lautesten Orchesterpassagen die Wände im Keller des Hauses. Die Filmszene kennt ja ohnehin jedes Kind. Der schräge Plan geht nun auch im Theater auf – und bereitet einen riesigen Spaß für die Zuschauer. Jürgen Mai inszeniert das Stück, ohne geliebte Erinnerungen an die Filme zu zerstören, er bringt die Geschichte mit viel Liebe zum Detail und einem hervorragenden Ensemble auf die Bühne. Schwer zu sagen, wer seine Filmfigur hier am besten verkörpert: Volker Zack, Philipp Richter und Michael Kuhn könnten aus den hinteren Reihen locker als Doubles der dänischen Originale durchgehen. Doch auch Wolf-Dieter Lingk und Manuel Krstanovic geben ein urkomisches Polizistengespann.
Egons leidenschaftlicher Tanz mit Yvonne …
Aufgelockert werden die altbekannten, aber neu gemischten Episoden zudem von der dänischen Nachrichtenansage, die in regelmäßigen Abständen via Videowand durch den Saal flimmert – mit Lydia Ernst als charmant seriöser Sprecherin. Im zweiten Teil beschert die Inszenierung zudem noch ein paar richtige Knaller. Wie meist ist das Glück der Beute für die Olsenbande nur von kurzer Dauer: Bang Johansen hat sich sein geheimes Material mit einer explosiven List zurückerobert – und Egon wieder so richtig reingelegt. Der jedoch setzt flugs zum Gegenschlag an und schleicht sich mit Benny, Kjeld und Yvonne während des Länderspiels Dänemark-Ungarn ins Wohnzimmer des Gauners. Ein Höhepunkt ist die Szene, in der Kjeld sich hinter der Palme als energischer Sportreporter spontan in Rage jubelt, als er während eines inszenierten Sendeausfalls vermeintlich spontan den Spielbericht für den echten Kommentator (Björn Sterzenbach) übernimmt. Und auch Volker Zack kann nach der Pause als liebestoll verwirrter Egon endlich richtig aus sich herausgehen. Von einer Explosion offenbar noch ein bisschen gehirnerschüttert, stürzt er sich in ein leidenschaftliches Tänzchen mit Yvonne. Ein kleiner Ausbruch des Wahnsinns, den Zack herrlich hingebungsvoll ausspielt. – Das Publikum jubelt, der Coup gelingt, die vier sind bald tatsächlich um 70 Millionen reicher, retten ihr Land dabei noch vor dem Euro und können gemeinsam nach Mallorca abzischen. Ein mächtig gewaltiger Komödienspaß!
„Die Olsenbande dreht durch“ am Boulevardtheater Dresden, wieder am 15.9., 19.30 Uhr; 24.,25.9., 20 Uhr; 11.10., 14 und 18 Uhr; 12., 13., 14., 15., 25., 26., 27.10.