Herbstauslese: „PsychopatHenpolka“
Herbstzeit ist auch Lesezeit. Unter dem Motto „Herbstauslese“ stellen wir auf elbmargarita.de jedes Jahr ausgewählte Romane und Erzählungen vor, die in Dresden spielen. Heute: Christine Sylvester „Psychopathenpolka“
Ein merkwürdiger Mann überfällt Frauen in Dresden. Ein Radunfall, der sich zunächst als harmlos herausstellt, endet schließlich mit einem Toten. Und geheime Daten, die eine IT-Firma verwaltet, geben den Ermittlern Rätsel auf. Leicht haben es Kommissarin Lale Petersen und ihre Assistentin Mandy Schneider mit ihrem fünften Dresdner Mordfall wirklich nicht.
Dresden bleibt austauschbare Kulisse
Das Frauengespann geht in Christine Sylvesters Krimi „Psychopathenpolka“ (2014) erstmals mit dem Sutton Verlag auf Gangsterjagd. Quer durch Dresden verfolgen sie latente Spuren, um den Mord an einem jungen Mann aufzuklären. Dessen Eltern sind merkwürdigerweise vom Tod ihres Kindes so gar nicht berührt, während der Bruder des Toten mit Lales Sohn im Wohnzimmer ausgiebige Bandproben anzettelt. Die Romanhandlung bewegt sich durch die Stadtteile Blasewitz, die Innenstadt, Striesen und den Großen Garten. Dresden bleibt aber – wie so oft im Krimi – eher eine austauschbare Kulisse. Lediglich ein bisschen peinliches Lokalkolorit verströmt die eifrige Mandy mit ihrem sächselnden Dialekt. Ansonsten erzählt Sylvester, die mit ihrer Familie in Dresden lebt, kaum von typischen Eigenheiten der Stadt.
Schwerfällig und verstrickt
Der Krimi kommt anfangs schwer in Gang, ein wenig unbeholfen und verstrickt wirken die einzelnen Erzählstränge. Die Dialoge sind dagegen oft detailreich ausgeschmückt, was jedoch nicht immer auch zum besseren Verständnis beiträgt. Wer die aus Hamburg stammende Ermittlerin Lale Petersen und ihre Kollegen aus vorherigen Büchern noch nicht kennt, der braucht eine Weile, bis ihm alle Charaktere auch hinlänglich vertraut sind.
So richtig Lust auf Krimispannung weckt das nicht, tatsächlich wirkt die Geschichte eher verwirrend, denn geheimnisvoll. Die Charaktere sind typenhaft angelegt, die Handlung nimmt erst im zweiten Teil so richtig Fahrt auf. Bis dahin hat man sich auch an den holprigen Beschreibungsstil von Christine Sylvester gewöhnt, hat sich in ihre Sprache eingelesen und folgt ihrem trockenen Humor sogar ganz gern durch Dresdens Altstadtgassen. Für einen herausragenden Dresden-Krimi reicht das allerdings dennoch nicht: Es bleibt nur eine von vielen Dresdner Krimiblüten im riesigen Büchergarten.
Buchinfo: Christine Sylvester: „Psychopatenpolka“ (E. 2014), Sutton