Das Dresdner Trio Sostenuto hat sich ganz der „Neuen Musik“ verschrieben
Mit Klarinette, Cello und Klavier spielt das Trio Sostenuto (Foto: privat) am 14. Januar in der Dresdner Musikhochschule neun Uraufführungen junger Komponisten aus ganz Sachsen. Wie es dazu kam und was den Reiz an „Neuer Musik“ ausmacht, erzählt der Klarinettist Christian Wettin im Interview.
Ihr habt euch als Trio noch am Landesgymnasium für Musik gegründet. Wie seid ihr von dort aus zur „Neuen Musik“ gekommen?
„Neue Musik“ hat mich eigentlich schon immer interessiert und auch als Trio haben wir bereits zu Schulzeiten damit erste Erfahrungen gesammelt, es allerdings nie intensiviert, da wir in unseren Jugendjahren in erster Linie bekannte Komponisten wie Beethoven oder Brahms spielen wollten.
Zu der intensiveren Beschäftigung mit „Neuer Musik“ führten schließlich drei Begebenheiten: Der Eintritt unseres neuen Pianisten Richard Röbel in unser Trio, der neben Klavier auch Komposition studiert. Die Tatsache, dass das „klassische Repertoire“ für unsere Besetzung mit Klarinette, Cello und Klavier leider begrenzt ist. Und ein Wettbewerb im Januar 2014 in Berlin, bei dem eine reine „Neue Musik“-Kategorie ausgeschrieben war. Die Vorbereitung zu diesem Wettbewerb hat uns sehr viel Spaß gemacht und wurde mit einem Preis belohnt, was uns dazu motivierte weiter zu machen.
Was macht für euch den besonderen Reiz „Neuer Musik“ aus?
Vor allem die neuen Klanglichkeiten der Instrumente, unter anderem durch neue Spieltechniken zu entdecken. Als Beispiel könnte ich einfach mal das Klavier nennen: Traditionell gesehen spielt ein Pianist auf den weißen und schwarzen Tasten des Klaviers, in der „Neuen Musik“ dagegen befindet er sich auch sehr oft im Innenbereich des Instrumentes, zupft auf den Seiten oder schlägt mit einem Hammer auf den Metallrahmen. Zudem macht es natürlich einen besonderen Reiz aus, teils die erste Person zu sein, die ein Werk spielt. Man hat im Gegensatz zur Klassik keinerlei Referenzaufnahmen, von denen man sich inspirieren lassen kann, sondern ist ganz auf sich allein gestellt.
Wie offen ist das Publikum in Dresden für neue klassische Stücke?
Ich habe da schon die unterschiedlichsten Reaktionen erlebt, da unterscheidet sich Dresden nicht von anderen Städten. Man erlebt wirklich alles, von Leuten die bereits nach den ersten fünf Minuten aufstehen und gehen, bis zu anderen, die hellauf begeistert sind, obwohl sie nie vorher „Neue Musik“ gehört haben – und das alles im selben Konzert. Dabei ist das Alter aber gar nicht entscheidend. Allerdings ist die Resonanz insgesamt natürlich bei Weitem geringer als bei klassischen Konzerten.
Habt ihr mit eurer Musik so etwas wie eine Nische gefunden?
Das mag sein. Aber die Konkurrenz ist auf dem freien Markt immer sehr groß, auch in dieser Nische. Man sollte auf keinen Fall denken, dass man damit viel Geld verdienen kann. Es gehört in erster Linie ein großes Stück Idealismus dazu. Wir machen das, weil es uns interessiert und wir viel Spaß daran haben. Alles andere wird sich zeigen.
Ihr bringt bei „Komponieren in Sachsen – the next generation #2“ neun Uraufführungen von Nachwuchskomponisten zu Gehör. Wie kam es dazu, dass der Sächsische Musikbund gerade euch für dieses Projekt auswählte?
Vorgeschlagen haben uns zum Teil die jungen Komponisten selbst, von welchen wir auch die Werke spielen werden und die uns schon lange von gemeinsamen Projekten her kennen.
Die Komponisten haben ihre Stücke direkt für euch geschrieben, oder? Was ist das für ein Gefühl für drei junge Interpreten?
Es macht immer wieder Spaß, mit jungen Komponisten zusammenzuarbeiten, vor allem wenn sie, wie in diesem Fall, etwa dasselbe Alter wie wir haben. Dadurch ist es einfach viel persönlicher und eine Probe wird oft anschließend noch bei einem Bier fortgesetzt.
Wie geht ihr bei einem solchen Projekt heran? Sprecht ihr vorher mit den Komponisten, steht ihr im Dialog mit ihnen, bevor ihr ihre Stücke aufführt?
Bei Uraufführungen auf jeden Fall! Es gibt mehrere gemeinsame Proben mit den Komponisten. Dabei erläutern uns die Komponisten ihr Werk und erklären, was sie sich vorstellen. Auf der anderen Seite sind natürlich auch wir Interpreten da, die den Komponisten zeigen, was geht und was nicht ganz so funktioniert, wie sie sich das vorgestellt haben – immer auf der Suche einer gemeinsamen Lösung. Es herrscht also ein reger Austausch.
Info: Komponieren in Sachsen, 14.1., 19.30 Uhr im Konzertsaal der Musikhochschule Dresden