KunstStudenten zeigen Kostümarbeiten – neben Musikerportraits von Matthias Creutziger
Schwungvolle Hüte, mittelalterliche Samtgewänder, glitzernde Roben der 20er Jahre und Kostüme aus Napoleons Zeit – im barocken Palais im Großen Garten treffen die Moden verschiedener Jahrhunderte gerade aufeinander wie vielleicht noch nie zuvor. Die Ausstellung „Zeitensprünge VIII“ von drei Jahrgängen des Studiengangs Kostümgestaltung der Dresdner Hochschule für Bildende Künste lädt dort bis 1. Mai dazu ein, kreative Querverbindungen zwischen Kunst, Mode und Theater zu erkunden.
Der Student Sebastian Helminger etwa hat eine rote Samtuniform und nach einem Gemälde von Jean Auguste Dominique Ingres aus dem Jahr 1804 angefertigt. Das Bildnis zeigt Napoleon Bonaparte als Ersten Konsul. Ein weißes Seidenkleid, wie das nebenstehende, trug Kaiserin Josephine de Beauharnais um 1810 am Hofe Napoleons. So zeigt es ein Gemälde von Jean-Baptiste Renault.
In einer Semesteraufgabe sollten die Studenten des 4. Studienjahres nach einer gründlichen Recherche solch historischen Kostüme originalgetreu umsetzen.
Die Ausstellung gibt damit auch Einblick in das Studium der jungen Kostümbildner in Dresden. Den „Kostümbild“, das bedeutet nicht nur, den Figuren ein passendes Bühnenoutfit zu verpassen, sondern sich auch mit Moden und Stilen vergangener Zeiten sowie mit Inhalten von Theaterstücken auseinanderzusetzen.
Wie das Kostümbild Interpretationen transportieren kann, untersuchten die Studenten des 3. Studienjahres in dem Projekt „Schrift“, bei dem es darum geht, wie Schrift als Muster wirkt und inwiefern Kleidung auf der Bühne eine Botschaft transportieren kann.
Die Schnittstellen zwischen Bühnenkostüm und Modetrends spürten die Studenten in dem Projekt „Couture und Bühne“ nach. Sebastian Helminger entwarf ein Kleid mit einer riesigen Schleife, das dem Entwurf des niederländischen Designerduos Viktor und Rolf nachempfunden ist. – Die Kostüme treten mit den Musikerportraits von Matthias Creutziger in Dialog, die unter dem Titel „Liebe, Lust und Leidenschaft“ zeitgleich im Palais zu sehen ist.
Aufnahmen großer Dirigenten wie Christian Thielemann oder Sir Simon Rattle etwa ergänzen sich mit den Kostümarbeiten der Studenten scheinbar wechselseitig, wobei die Fotos der Kostümkunst zusätzlich eine menschliche, weil emotionale Dimension verleihen.
So klein und fein die Frühjahrsausstellung im Herzen des Großen Gartens auch sein mag, so wunderbar spiegelt sich darin auch der Facettenreichtum der Kunst- und Kulturstadt Dresden wider, deren Faszination sich freilich nicht allein aus dem Wirken großer Künstler und Musiker, sondern auch aus dem Zusammenspiel von Kunst, Zeit und Raum sowie auch ganz wesentlich aus der Ausbildung des Nachwuchses in der Stadt schöpft.
Wie wunderbar dies alles miteinander korrespondieren kann, darauf verweist gleich im ersten Raum die Arbeit von Moritz Haakh, der seine Diplomarbeit im Studiengang Kostüm- und Maskenbild zu „Jeanne d’Arc au bûcher“ in einer Kooperationsarbeit mit der Dresdner Philharmonie anfertigte. Das Oratorium von Paul Claudel und Arthur Honegger wurde im Februar 2016 im Lichthof des Albertinums aufgeführt. Die Entwürfe für die neun Kostüme dieser halbszenischen Aufführung hat Moriz Haakh kreiert und zusammen mit weiteren Studenten umgesetzt.
Info: Frühjahrsausstellung im Palais im Großen Garten, geöffnet Mi. bis Sa. 14 bis 18 Uhr und So. 11 bis 18 Uhr//am 5. April 19.30 Uhr Klangwerkstatt mit Günter Baby Sommer