Dirigent Moritz Gnann im Interview
Moritz Gnann ist seit der Saison 2015/16 Assistant Conductor des Boston Symphony Orchestra. Der junge Dirigent (Foto: PR) studierte bis 2007 unter anderem an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber bei Ekkehard Klemm und Christian Kluttig. Nun kehrt er für zahlreiche Gastspiele mit der Sächsischen Staatskapelle nach Dresden zurück. Im elbmargarita-Interview erzählt er, wie sich das anfühlt und welche Projekte er darüber hinaus noch plant.
Herr Gnann, Sie dirigieren im Dezember „Hänsel und Gretel“, im Januar und Februar dann die „Zauberflöte“ an der Dresdner Semperoper. Was verbinden Sie ganz persönlich mit diesen beiden Opern?
Die Zauberflöte war die erste Oper, die ich als Kind live erlebt habe. Ich saß in der ersten Reihe und konnte das Orchester bei hochgefahrenem Graben beobachten. Dieser Abend hat mich total fasziniert!
Die Geschichte von Hänsel und Gretel kennt jeder und die Komposition von Humperdinck ist ein wunderschönes Werk, das sowohl Kinder als auch Erwachsene genießen können. Das Stück war meine erste eigene Wiederaufnahme an einem großen Opernhaus, der Deutschen Oper Berlin.
Sie haben unter anderem auch bei Ekkehard Klemm und Christian Kluttig an der Musikhochschule in Dresden studiert. Wie fühlt es sich an, jetzt als Dirigent in die Stadt zurückzukehren – zu dem besten Orchester am Platz?
Mein Aufbaustudium in Dresden bei Professor Klemm und Professor Kluttig hat mir einen tieferen Einblick in das Opernrepertoire ermöglicht. Gleichwohl hätte ich es während meines Studiums nie für möglich gehalten, jemals die Sächsische Staatskapelle Dresden zu dirigieren. Das Orchester ist absolut Weltklasse mit einer unerschöpflichen Palette an Farben. Ich bin sehr dankbar mit diesem Orchester musizieren zu dürfen!
Sie gaben im Oktober 2015 Ihr Debüt mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Was haben Sie damals von der Arbeit hier in Dresden für sich mitgenommen, vielleicht auch mit nach Berlin?
Die Art und Weise wie die Sächsische Staatskapelle Dresden im Operngraben musiziert, ist wunderbar. Die Musiker spielen brillant und sehr selbstbewusst und haben gleichzeitig immer ein Ohr für die Bühne und begleiten die Sänger.
Gibt es eine Oper, die Sie unbedingt mal dirigieren möchten?
Es gibt viele Opern, die ich gern dirigieren möchte. Besonders am Herzen liegt mir der Parsifal von Richard Wagner. Die Musik hat eine besondere Ausdruckskraft und schafft es, wichtige menschliche Prinzipien durch Musik emotional begreifbar zu machen. Vor allem finde ich den Mitleidsgedanken, der sich durch das gesamte Werk zieht, so ergreifend und so wichtig in unserer Zeit, in der Hass eine leider so große Rolle spielt.
Auf welches Ihrer nächsten großen Projekte freuen Sie sich schon besonders?
Auf Benjamin Brittens Billy Budd an der Deutschen Oper Berlin im Mai 2017. Die Partitur ist sehr facettenreich: Sie schreibt ein großes Orchester vor, das manchmal klangmalerisch begleitend, dann grandios strahlend klingt. Und dann ist das Werk immer wieder von kammermusikalischen Abschnitten durchsetzt, die vielleicht die bewegendsten des ganzen Stückes sind. Besonders gerne komme ich immer wieder an die Deutsche Oper zurück, da ich mich dem Haus aufgrund meines frühen Festengagements dort sehr verbunden fühle.
Sind denn schon weitere Projekte in Dresden geplant?
Ja, ich freue mich sehr, auch in der kommenden Spielzeit wieder an der Semperoper zu dirigieren.
Moritz Gnann dirigiert am 26. Dezember „Hänsel und Gretel“ und am 3. Januar und 5. Februar „Die Zauberflöte“ an der Semperoper Dresden