Hörtipp des Monats: Norbert Anger spielt Haydn und Mozart
Zweimal Haydn, einmal Mozart. Der Dresdner Cellist Norbert Anger hat sich auf seinem neuen Solo-Album ganz der Wiener Klassik verschrieben. Mit der jüngst beim Label Querstand erschienenen Aufnahme erweisen er und die Dresdner Kapellsolisten unter der Leitung von Helmut Branny dem Siegeszug des Cellos als Soloinstrument eine musikalische Referenz – und zwar so leicht und unbeschwert, dass man kaum widerstehen kann.
Anger, seit 2013 Konzertmeister der Violoncelli in der Sächsischen Staatskapelle, hat für diese CD eine interessante Stückkombination gewählt. Etwa zwanzig Jahre liegen zwischen Haydns zwei berühmten Konzerten für Violoncello und Orchester in C-Dur (Hob. VIIB: 1) und D-Dur (Hob. VIIB:2). Der Komponist hat in dieser Zeit eine musikalische Reife erreicht, die im Vergleich beider Werke auch den Übergang vom Barock zur Klassik markiert. Etwas ungestüm kommt das C-Dur Konzert noch daher, während das spätere Werk in D-Dur endgültig klassische Eleganz ausstrahlt. Norbert Anger arbeitet diese feinen, aber klaren Unterschiede mit leichtem Bogenstrich heraus, lässt sein Montagnana freudig jubilieren, beseelt singen und im Finale des C-Dur-Konzerts schließlich virtuos durch die rasanten Melodiebögen wirbeln. Das D-Dur-Konzert erscheint im direkten Vergleich sogar noch leichter und verspielter. Anger interpretiert es nahezu schwebend, unbeschwert. Er verleiht dem Stück mit den Kapellsolisten einen hellen, lichten Klang. Im Mittelsatz flackert zarte Melancholie auf, getragen von einem warmen, fast schwelgerischen Orchesterklang – und im Finale jubiliert das Cello, abermals tänzelnd, farbig, lebendig.
Erquicklich ist auch seine Interpretation des Mozart-Stückes, das neben den beiden sehr bekannten Haydn-Konzerten die eigentliche Entdeckung dieser Einspielung ist. Da Mozart nie ein Solostück für das Violoncello schrieb, hat der Spanier Gaspar Cassado Moreu Mozarts Horn-Konzert Es-Dur KV 447 im Jahr 1930 für Cello bearbeitet und umgeschrieben. Die dem Cello eigene Melancholie tritt hier zugunsten einer sanglichen Sinnlichkeit zurück. Anger nimmt sich bei Mozart mehr noch als zuvor die Freiheit, mit Farben und Stimmungen zu experimentieren, lässt sein Instrument von singendem Frohsinn hin zu träumerischer Nachdenklichkeit, ab und an kurz in mürrische Tiefen wandern. Rauh, virtuos und melodisch tritt er so in einen spannungsvollen Dialog mit dem Orchester, kernig und phantasievoll.