„Zorro“ reitet diesen Sommer im Musical über die Felsenbühne Rathen
Tollkühn seilt sich „Zorro“ von den Sandsteinfelsen im Wehlgrund ab und verhindert in letzter Minute die Hinrichtung unschuldiger Bürgersleute. Der Held mit Mantel und Degen ist stets dann zur Stelle, wenn das Volk in Bedrängnis gerät. Er hilft den Guten und hinterlässt mit seinem „Z“ auf der Haut der Bösen bleibenden Eindruck. Dem Groschenroman des amerikanischen Autors Johnston McCulley entstiegen, wurde der Mann mit der Maske zum Mythos. Mehr als 60 „Zorro“-Bücher sind geschrieben wurden, im Kino liehen Darsteller wie Alain Delon oder Antonio Banderas dem spanischen Volkshelden ihr Gesicht. Diesen Sommer tanzt „Zorro“ nun im Musical erstmals über die Felsenbühne Rathen (Fotos: Hagen König).
Natürlich wird auch in Manuel Schöbels Inszenierung gekämpft, was das Zeug hält. Zorro reitet im wehenden Mantel heran, ist schon auf dem Dach des Salons zugange, schwingt den Degen, schlägt seine Gegner in die Flucht und rettet die schöne Luisa vor seinem herrschsüchtigen Bruder Ramon, der das Land in Grund und Boden regiert. Die Felsenbühne ist ideal für einen Stoff wie diesen, das ist klar. Selten aber reizen Regisseure die Möglichkeiten der Naturkulisse aus wie hier: Die Stuntcrew doubelt den Helden bei seinen unerschrockenen Kämpfen, Pferde galoppieren auf und ab, einmal stehlen zwei zum Spielen aufgelegte Ziegen den Darstellern gar die Show und ein Wasserfall plätschert romantisch vom Felsen.
Hinter all diesen Effekten verbirgt sich eine Story, die neben Actionszenen und einer Liebesgeschichte, humorvolle und melancholische Momente vereint. Das Musical lebt in erster Linie von der Musik der Gipsy Kings, einem Roma-Ensemble, dessen Flamenco-Hits jedem bekannt sind. John Cameron hat sie in seinen Arrangements mit Bigband-Sounds angereichert, ohne dass das typische Zigeunerfeuer gänzlich verglimmt. So sind es denn in der Live-Band unter der Leitung von Jan Michael Horstmann am Keyboard in erster Linie die Gitarren, die die Glut des Südens zum Leuchten bringen, wenn sie versonnen zirpen und lodernde Leidenschaft entfachen.
Die deutschen Gesangstexte von Holger Hauer harmonieren allerdings nicht immer einwandfrei mit bekannten Melodien wie „Bamboleo“. Das mag ein Grund dafür sein, dass es dem Ensemble trotz der Mikroports unter freiem Himmel gesanglich oft an der nötigen Leichtigkeit fehlt. Doch selbst unsaubere Töne verzeiht man hier schnell, sind die Darsteller doch mit sichtlicher Freude bei der Sache. Gero Wendorff gibt seit Juli den Zorro in Rathen und muss dabei gleich drei Typen in einem spielen: Der Spagat zwischen dem lebenslustigen Diego de la Vega, der das Musizieren mit einer Zigeunertruppe dem Studium in Madrid vorzieht, dem mutigen Rächer Zorro und dessen harmlos schwulen Alter Ego Diego gelingt ihm tadellos.
Mit Luisa und der Zigeunerin Inez hat er zudem zwei starke Frauen zur Seite. Freijdis Jurkat gibt die Luisa als zartes Mädchen, das bald sein Herz an den Unbekannten mit der schwarzen Maske verliert. Christin Rettig ist eine exotische Verführerin, die zwar großmütig auf Diego verzichtet, aber mit Herz und List stets die Fäden in der Hand hält. Marko Bräutigam wird als Sergeant Garcia zur wichtigen Schlüsselfigur – und streut als poltriger Brigadeleiter viel Humor ins Stück. Den kühlen Diktator Ramon gibt Andreas Petzoldt als brutalen Unsympathen und zieht so nicht nur Zorros Zorn auf sich.
Ganz famos sind zudem die bunten Zigeunerballette zu den Hits der Gipsy Kings. Wencke Kriemer de Matos hat mit Unterstützung der Dresdner Flamenco-Königin Sabine Jordan mitreißende Choreografien gezaubert, denen die Solisten der Tanzcompagnie der Landesbühnen Sachsen flammendes Leben verleihen. Am Ende siegt natürlich – wie in jedem Mantel und Degen Roman – das Gute. Und als der Mond über Rathen am Himmel steht, wandert mancher Besucher noch immer „Bamboleo“ summend zurück zum Fähranleger.
Info: „Zorro“ auf der Felsenbühne Rathen, weitere Termine: 10.08., 19:30 Uhr; 11.08., 19:30 Uhr; 12.08., 17:00 Uhr; 15.08., 19:30 Uhr