Beethovens „Geistertrio“ wird in Moritzburg zum Synonym eines besonderen Abends
So spritzig wie die Interpretationen, so erfrischend sind die Programme beim Moritzburg Festival. Jenes am Dienstag (21.8.) war mit dem Titel „Geistertrio“ überschrieben und vereinte im Schloss einmal mehr neben hochkarätigen Solisten auf der Bühne, Werke ganz unterschiedlicher Epochen und Couleur.
Den Auftakt bildeten Béla Bartóks „Rumänische Volkstänze“ für Mandoline und Streichquintett, die sich in sieben Sätzen oder Tänzen aneinanderreihen. Avi Avital tupfte mit feurigen Klängen auf der Mandoline volkstümliches Kolorit in die samtigen Streicherklänge von Abigél Králik, Danbi Um (Violine), Nicholas Cords (Viola), Jan Vogler (Violoncello) und Helmut Branny (Bass), wobei diese Kontraste zu einem mitreißenden Ganzen verschmolzen.
Beethovens „Geistertrio“, das namengebende und zentrale Werk des Abends, wirkte daraufhin fast wie eine Offenbarung. William Youn (Klavier), Benjamin Beilman (Violine) und Jan Vogler verliehen dem Stück klassische Eleganz. Ihr fein aufeinander eingestimmtes Spiel zog den Zuhörer sofort in den Bann, verzichtete auf übertriebene Effekte und löste jenes geheimnisvolle Prickeln ein, das der Titel verspricht.
Doch auch der diesjährige Composer in Residence Dai Fujikura fesselt mit phantasievollen, bildhaften Kompositionen. Nach der Pause gab davon zunächst Jan Vogler eine kurze Solo-Kostprobe mit „Eternal Escapes“. Das expressive Stück lotet das Klangspektrum des Cellos bis hin zu perkussiven Elementen aus – und fungierte als gelungenes Vorspiel für das Streichquartett mit Gesang namens „Silence Seeking Solace“. Ähnlich wie beim Cello nutzt Fujikura die menschliche Stimme hier nicht nur singend, sondern lässt sie – in Anlehnung an Schuberts „Winterreise“ – auch flüstern, raunen, schnalzen und pfeifen. Die Sopranistin Yeree Suh gestaltete dies mit souveräner Präsenz und weckte zusammen mit Danbi Um, Abigél Králik, Pauline Sachse (Viola) und Floris Mijnders (Violoncello) Freude daran, diese neuen Klangwelten zu entdecken.
Nun könnte man meinen, dass Mozarts Streichquintett g-Moll daraufhin wie ein belangloser Abschluss wirkte. Doch ließen Alexander Sitkovetsky (Violine), Benjamin Beilmann, Nils Mönekmeyer (Viola), Nicholas Cords und Floris Mijnders den Abend mit diesem Stück so lebendig und beschwingt ausklingen, als sei die Kombination aus rumänischen Tänzen, Beethovens „Geistertrio“ und Fujikuras zeitgenössischen Klangwelten ganz und gar im Sinne Mozarts gewesen.