Moritzburg Festival Akademie feiert furiosen Abschluss
Kurzweilig, dynamisch und voller musikalischer Entdeckungen – die „Lange Nacht der Kammermusik“ hat sich beim Moritzburg Festival vom Geheimtipp zu einem Höhepunkt gemausert. Dafür spricht auch die diesjährige Ausgabe, mit der die Stipendiaten der Moritzburg Festival Akademie am Donnerstag (15.8.) in der ausverkauften Kirche einen furiosen Schlussakkord unter zehn für sie ebenso fordernde wie bereichernde Tage setzten.
Unter der Leitung von Mira Wang hat sich die Akademie seit 2006 der Förderung musikalischen Nachwuchses verpflichtet. Und nicht nur beim Publikum steht dieses Projekt längst für Qualität. Rund 500 weltweite Bewerber konkurrierten dieses Mal um eines der begehrten Vollstipendien, die im Rahmen des Festivals mit Hilfe von privaten Sponsoren und Förderern vergeben werden. Und so kamen nun 37 Auserwählte aus 16 Nationen in Moritzburg zusammen, um von erfahrenen Musikerkollegen zu lernen und bei Orchester- wie Kammermusikauftritten eigene Akzente zu setzen.
Bereits beim Orchesterkonzert am Sonnabend (10.8.) konnte Chefdirigent Josep Caballé-Domenech nach nur fünf Probentagen ein Moritzburg Festival Orchester präsentieren, das es in Präzision und Klangschönheit gut mit etablierten Klangkörpern aufnehmen konnte. Die jungen Musiker gingen im ausverkauften Saal des Kulturpalasts beherzt und mit großer Genauigkeit an die Interpretationen heran. Gemeinsam mit den Festival-Solisten Mira Wang, Kevin Zhu, Kai Vogler, Nathan Meltzer, Hayoung Choi und Jan Vogler verliehen sie den Werken von Mozart, Piazzolla, Vivaldi und Beethoven lebendige Frische und sorgten für Gänsehautmomente.
Zum Musikpicknick auf Schloss Proschwitz zeigten sich die Stipendiaten am Sonntag (11.8.) erstmals in kammermusikalischen Besetzungen – und gaben in lockerer Atmosphäre einen Vorgeschmack auf die „Lange Nacht der Kammermusik“. Die entpuppte sich dieses Mal zugleich als Nacht der Entdeckungen, in der man gern noch ein bisschen länger hätte zuhören mögen. In 15 Ensembles zeigten sich die Akademisten hier sozusagen noch einmal aus der Nähe mit einem Repertoire, das alles andere als banal und alltäglich ist: Anlässlich des Clara-Schumann-Jahrs war der dreistündige Abend dieses Mal fast ausschließlich den Werken von Komponistinnen aus vier Jahrhunderten gewidmet, von denen die meisten kaum bekannt und viele – wie sich zeigte – zu Unrecht vergessen sind.
Mit quicklebendigen Interpretationen befreiten die jungen Musiker Namen wie Caroline Boissier-Butini (1786–1876), Grazyna Bacewicz (1909–1969), Emilie Mayer (1812–1883) oder Ethel Smyth (1838–1944) aus ihrem Schattendasein und zeigten, dass auch die Frauen in ihren Kompositionen mannigfaltige Geschichten zu erzählen haben. So manche kleine Perle war darunter zu finden, von den Ensembles meisterhaft gespielt, wie etwa Fanny Hensels dynamisches Streichquartett Es-Dur, Louise Adolpha le Beaus (1909–1969) unaufgeregtes Streichquintett e-Moll oder Roxanna Panufniks (*1968) melancholisches „Cantator & Amanda“ für Fagott und Streichquartett.
Moritzburg Festival 4. bis 18. August 2019, nächste Konzerte: 17. August, 20 Uhr, Evangelische Kirche Moritzburg und 18. August, 11 Uhr Abschlusskonzert, Evangelische Kirche Moritzburg