Die Lehramtsstudenten der Musikhochschule feiern Offenbach mit einer witzigen Oper
Da könnte sich so mancher Großkonzern etwas abschauen: Gefeiert wird in „PrimaLima“, was das Zeug hält und alle machen mit. Die Studenten des Fachbereichs Lehramt an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden (HfM) bringen anlässlich des Offenbach-Jahrs 2019 eine Farce auf die Bühne des Labortheaters, die es in sich hat. Dort bleibt mit dem rasanten Musiktheaterstück „AllesPrimaInLima“ nach der Operette „La Périchole“ von Jacques Offenbach kein Auge trocken.
Herzerfrischend entdecken sie den Stoff um ein armes Sängerpaar neu, würzen ihn in der Fassung von Alexandra Wilke mit Texten von Siegfried Kracauer und Mark Siemons, um ihn schließlich in eine moderne Firma der Gegenwart zu verlegen. Graue Büromäuse treffen hier auf einen traurigen Chef, der sich in Anbetracht einer Umstrukturierung nur noch verkleidet als Klempner in die Reihen seiner Angestellten traut. Das arme Liebespaar Nicole und Emilio gerät mehr zufällig in den wilden Feiertrubel, doch als der Direktor Nicole kurzerhand zum Gesicht seiner neuen Kampagne erwählt, wittert diese die Lösung all ihres (Hunger-)Leidens. Emilio jedoch fühlt sich von seiner Braut verraten und löst einen Skandal aus – der sich erst einige wilde Szenen später zum Guten für alle wendet.
Alexandra Wilke inszeniert das Stück humorvoll und spritzig. Sie zaubert mit den Studenten einen unbeschwerten Abend, der getrost als Geheimtipp und erfrischende Alternative zu den Produktionen der großen Theaterhäuser in Dresden empfohlen werden kann. Mit mitreißender Spielfreude lässt das Ensemble der B-Premiere (16.10.) die Handlung durch den kleinen Saal des Labortheaters wirbeln. Anders als für die Opernklasse ist das Musiktheater der Lehrämtler kein fester Bestandteil ihres Studienplans, sondern aus Eigeninitiative der Studenten entstanden, wobei sich die Inszenierungen in Aufwand und Qualität längst zu einem pfiffigen Pendant zu denen der Opernklasse gemausert haben. Auch hier zeichnen die Studenten der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) für Maske sowie Bühnen- und Kostümbild verantwortlich, während die Lehrämtler der HfM Orchester und Sänger stellen.
Für „AllesPrimaInLima“ haben Christoph Magnus und Wanda Traub (5. Sem. Bühnen- u. Kostümbild an der HfBK) eine schräge Ebene mit variablen Sitzwürfeln entworfen, die sich leicht vom Feierlokal in einen Laufsteg wandeln lässt. Dazu projiziert ein Video an der hinteren Wand Naturbilder einer Alpaka-Farm, vermutlich jene, der die puscheligen Fell-Accessoires der Mitarbeiter von „PrimaLima“ entstammen. Und auch die musikalische Gestaltung macht Freude: Maximilian Nicolai hat Offenbachs Vorlage für das Kammerorchester aus angehenden Musikpädagogen arrangiert. Unter der Leitung von Michael Gonsior interpretieren die sieben Musiker diese Fassung schwungvoll und farbenreich, lassen auch allerhand Ironie und Witz anklingen. Das Sängerensemble ist mit 16 Personen geradezu opulent ausgestattet und geht gesanglich wie darstellerisch beherzt zur Sache – ganz egal ob zu einem beschwingten Walzer Wein in bunte Papphütchen geschenkt wird, eine wilde Polonaise durchs Publikum führt oder Emilio eifersüchtelnd die neue Kampagne zerstört. Gesanglich ist Sinah Seim-Olesch in der Partie der Nicole der große Star des Abends, sie bezaubert vom ersten Ton mit großer Präsenz und Stimmkraft. Ihr Emilio Janek-Joel Stadie braucht zunächst etwas Anlauf, steigert sich jedoch schnell zu einem ihr ebenbürtigen Partner.
Mit allerhand Dynamik und flotten Ideen wird das Stück so zu einer kurzweiligen Unterhaltung, durchaus nicht ohne Hintersinn. Denn wo gibt es sie schon, die großen Firmen, in denen das Klima stets prima ist? Vermutlich nicht mal in Lima!
Info: weitere Vorstellungen am 15., 16.10., jeweils 19.30 Uhr im Labortheater der Hochschule für Bildende Künste, Güntzstraße 34, 01307 Dresden