Hörtipp im Oktober: Jan Vogler & Ismo Eskelinen: „Songbook“
Allein der Name „Songbook“ ist außergewöhnlich – und auch die Besetzung Cello und Gitarre in der Klassikwelt nicht eben alltäglich: Der Dresdner Cellist Jan Vogler hat sich für sein neues Album mit dem finnischen Gitarristen Ismo Eskelinen zusammengetan und auf nahezu unergründetes Terrain gewagt. Mit Werken von Paganini bis Satie – behutsam arrangiert für Cello und Gitarre – klingt das gar nicht so experimentell wie man vielleicht erwarten mag. Es gleicht vielmehr der Liebesgeschichte zweier Instrumente, die sonst selten zueinanderfinden.
Jan Voglers singender Celloton zieht als Melodieführer sofort hinein in die zumeist kurzen Stücke. Er lässt sein Instrument melancholisch schwelgen, bei Piazzolla verrucht flüstern oder jubilieren, macht es zur gefühlvollen Stimme für Kompositionen, die im Original meist für Gesang geschrieben sind. Ismo Eskelinen umspielt die fließenden Bewegungen des Cellos mit den Rhythmen seiner Gitarre, deren farbreiches Spektrum sich oft erst beim zweiten Hören vollends offenbart – dann umso verblüffender. Die Gitarre ist nicht bloß sanfter Begleiter, sie streut bunte Tupfer in die Melodien, skizziert Stimmungen, kommentiert das Cello und vertieft.
Das reicht vom lebendigen Dialog bei Piazzollas „Bordel“ bis hin zu Maurice Ravels „Piece en forme de Habanera“, das so feurig schimmert wie ein spanischer Sonnenuntergang. Welch vielfältige Stimmungen das Duo Cello und Gitarre heraufbeschwören kann, zeigt zudem eindrücklich Manuel de Fallas „Suite Popular Espanola“, die anfangs mit süßer Melancholie des Cellotons betört, wobei die Gitarre ähnlich wie ein Piano perlende Akzente setzt, bevor sie sich in rockigere Gefilde steigert, zu denen das Cello in hohen Tönen kontrastiert. Mit Mancinis „Moon River“ gesellt sich noch ein Klassiker dazu, den Jan Vogler schon mehrfach eingespielt hat – und der, sanft umgarnt von der Gitarre, ungleich inniger, auch ein wenig dunkler wirkt als mit Orchester oder Klavier.
Jan Vogler und Ismo Eskelinen entwickeln so im Zusammenspiel eine eigene Poesie, die sich je nach Werk in verschiedenen Schattierungen zeigt, mal verspielt, mal vertraut, aber stets virtuos und ausdrucksstark. Dabei zaubern die beiden eine intime Atmosphäre, die tatsächlich der eines Liederabends gleichkommt. Ein Liederabend, der mit viel Wärme und Leidenschaft vom ersten bis zum letzten Ton in seinen Bann zieht.