Miss Rockester veröffentlicht ihr erstes Weihnachtslied nach Else Lasker-Schüler
Die Dresdner Singer-/Songwriterin Miss Rockester (Foto: Robert Jentzsch) hat sich zum ersten Mal an ein Weihnachtslied gewagt. Heute wird der Song nach einem Gedicht von Else Lasker-Schüler digital bei Spotify, Deezer, AppleMusic und Co. veröffentlicht. Im Interview verrät uns Silvana Mehnert, warum sie so gern Gedichte vertont und wieso ihr erstes Weihnachtslied so lange auf sich warten ließ …
Du veröffentlichst heute dein erstes Weihnachtslied aus eigener Feder. Nach drei Soloalben und vielen, vielen Weihnachtstouren mit den medlz fragt man sich beinahe: Warum erst jetzt?
Gute Frage! Ich habe in den letzten Jahren viele Weihnachtslieder für die medlz arrangiert und im Zuge dessen auch schon zwei Gedichte vertont. Zum einen „Wenn es Winter wird …“, dem Lied liegt ein Gedicht von Christian Morgenstern zugrunde und „Das Weihnachtsfest“ von Theodor Storm, was auf dem aktuellen medlz-Album „Weihnachtsleuchten Vol. 2“ zu hören ist. Ich glaube, dass mir aufgrund der medlz Weihnachtstour in den letzten Jahren zumeist die Zeit zum Komponieren gefehlt hat. In diesem Jahr ist nun aufgrund von Corona alles anderes und ich habe die gewonnene Zeit genutzt, um Songs zu schreiben und eben auch dieses wunderschöne Gedicht zu vertonen.
Das Lied basiert auf einem Gedicht von Else Lasker-Schüler, von der du schon mal ein Gedicht vertont hast. Was bezaubert dich an ihren Werken besonders?
All ihre Gedichte haben eine stille und geheimnisvolle Romantik. Ich liebe ihr Wortwahl, Zeilen wie „Und unsere Liebe wandelt schon Kometenjahre“ berühren mich unheimlich, denn sie sprechen von dem Glauben, das Liebe alles verändern kann und das glaube ich auch. Dabei spreche ich nicht nur von der partnerschaftlichen Liebe, sondern von allen Formen der Liebe, sie ist so mannigfaltig in ihrer Ausprägung und ist das was dieses Leben so lebenswert macht. In ihren Zeilen entdecke ich immer wieder diese innere Überzeugung und diesen Glauben daran. Genau das liebe ich in ihren Gedichten, sie sind magisch und schenken mir Hoffnung, dass immer wieder solche „Dreamer“, wie John Lennon sagen würde auf dieser Erde wandeln und sie ein Stückchen heiler machen.
Wie oft liest du noch Gedichte?
Momentan wieder ziemlich oft, da ich Zeit habe. Meine Sammlung wächst stetig. Ich lese Gedichte, weil sie wie Lieder sind. Ihre Reimstrukturen geben eine gewisse Melodie vor, die sich über die Worte transportiert. Ich liebe es dieser Melodie zu lauschen und sie mir immer wieder vorzulesen. Dabei bin ich ein großer Fan der Klassiker wie Shakespeare und Goethe, mag aber auch die spitzfindigen Gedichte von Kurt Tucholsky, den Humor von Christian Morgenstern, die Abgründe von Edgar Ellen Poe, die Naturliebe von Karl May und die Romantik von Annette Droste-Hülshoff um nur einige zu nennen. Kurz um Gedichte sind für mich wie Liedtexte, es ist unvertonte Poesie und anders als in einem belletristischen Roman habe ich bei Gedichten das Gefühl dem/der Dichter*in emotional nahe zu sein.
Welchen Dichter/Dichterin würdest du gern mal persönlich treffen – und worüber würdest du am liebsten mit ihm reden?
Schwere Frage, ich glaube William Shakespeare und das vor allem um zu erfahren wer er war, oder ob „Er“ vielleicht doch eine „Sie“ war. In diesem Bereich war man sich zu meiner Studienzeit immer noch nicht einig. Das würde ich gern wissen und ihm/ihr einmal beim kreativen Arbeiten über die Schulter schauen. Ich glaube auch mit Goethe wäre ein Plausch sehr interessant vor allem zum Thema Pantheismus.
Nach einem ziemlich herausfordernden Jahr wird nun auch Weihnachten anders als sonst. Was fehlt dir dabei am meisten?
Die Musik in den Kirchen fehlt mir sehr. Die Konzerte im Advent sind anders, ich denke das werden viele Künstler bestätigen. In dieser Zeit ist das Bedürfnis nach innerer Ruhe und Harmonie viel stärker und die Menschen sind so viel offener und empfänglicher dafür, das spürt man auf der Bühne und nach dem Konzert unheimlich. Ich habe immer die bewegendsten Konzert-Momente in dieser Zeit des Jahres gehabt. Das fehlt mir unheimlich.
Was darf für dich an Weihnachten auf gar keinen Fall fehlen?
Der Kartoffelsalat von meiner Mama! ;o)
Jetzt, wo das erste Weihnachtslied raus ist: Dürfen wir uns irgendwann auf ein Miss Rockester Weihnachtsalbum freuen?
Ich wusste, das diese Frage kommt. ;o) Ich werde sicher in Zukunft noch das eine oder andere Weihnachtslied für Miss Rockester schreiben, wie schnell da jedoch ein Weihnachtsalbum zusammen kommt, kann ich schwer sagen, vielleicht fangen wir mit einer Weihnachts-EP von 3-5 Songs an, das halte ich für realistisch. Auf alle Fälle ist der Gedanke auch schon durch meinen Kopf gegeistert.
Lieben Dank und eine wundervolle Weihnachtszeit für dich!