… und jeden Tag derselbe Weg – ein Winterspaziergang zum Rapunzelturm
Der Himmel ist blau, wenn die Wolken fortziehen. Die Sonne strahlt auf die Erde, als wollte sie uns für den grauen Winter entschädigen. Wir gehen durch die Südvorstadt und lassen die ersten Wochen dieses Jahres Revue passieren.
Vom Rapunzelturm aus schauen wir auf die Stadt. Sie liegt im goldenen Schimmer. Schön wie eh und je. Dornröschen im Winterschlaf. Unter unseren Sohlen knirscht der Schnee, an den Bäumen hängen Eiszapfen. Jeden Tag derselbe Weg. Froststarre.
Die Zeit, sie vergeht, selbst wenn die Welt stillzustehen scheint. Doch Perspektiven ändern sich, wenn wir uns nur ein paar Schritte wegbewegen. Hinauf aufs Feld, raus aus der Enge des Alltags, weg von allem, was uns Sorgen bereitet.
Manchmal zwitschern schon die Vögel vor dem Fenster, als ob der Frühling käme. Dabei träumt unten im Hof ein Schneemann noch einsam im eisigen Wind. Das neue Jahr ist gerade einen Monat alt. Zu früh, ein Urteil zu fällen. Geduld ist das Zauberwort.
Am Wegesrand ein Rabe, der nach Nahrung sucht. Er schert sich nicht darum, was morgen ist. Geben wir dem Jahr eine Chance und nutzen die geschenkte Zeit, bevor sie sinnlos verstreicht. Sie ist das Wertvollste, das wir jetzt haben!
Zurück zu Hause ist der Kopf von klarer Luft durchweht. Die Stube ist warm, vorm Fenster geht die Sonne unter, ein paar Sterne blinken am Firmament. Wir halten den Moment fest und erkennen: Die Eintönigkeit ist nicht da, uns zu langweilen, sie will in kreative Energie gewandelt, Neues schaffen …