2021 wird anders – ein Essay über den Start in eine neue Zeit
Als wir am 1. Januar 2020 auf das neue Jahr anstießen, schien die Welt noch in Ordnung. Das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker erfreute vor Publikum im Musikverein und auch die Dresdner Konzerthäuser öffneten ihre Türen für musikalische Champagnerlaune. Ach, wie naiv wirken all die Hoffnungen und Pläne, die wir in 2020 – den vermeintlichen Beginn der „Goldenen Zwanziger“ – setzten, aus heutiger Sicht. Zehn Monate, nachdem der Virus unser aller Leben rasant veränderte, sehnen wir uns nun zurück in die kuscheligen Zeiten von damals.
In dem ganzen Wirbel um die Pandemie soll 2021 nun einen Neuanfang markieren, den Beginn einer endlich wieder unbeschwerten Zeit, die uns das ach so verklärte „Früher“ endlich zurückbringt. Allein hier liegt ein neuer Trugschluss begraben. Wer jetzt ernsthaft noch zu Hause sitzt und darauf wartet, dass alles wird, wie es war, der muss die vergangenen Monate im Dämmerschlaf zugebracht haben. Fakt ist doch: Corona HAT unser aller Leben schon längst verändert. Das Leben unter pandemischen Bedingungen hat vieles ans Licht gebracht, was falsch lief, es hat Schwächen offenbart und uns zugleich gezeigt, wie gut wir es hatten. Es hat uns zum Nachdenken angeregt, ebenso wie es uns oft zum Verzweifeln brachte.
Das Leben ist unbequemer geworden. Viele Dinge, die einst einfach schienen, sind nun mühsam. Einfach mal in die Bibliothek gehen und ein Buch ausleihen? Im Moment unmöglich! Theater? Geschlossen! Der Laden für das passende Kleid dafür ebenfalls. Ja, selbst ganz einfach Dinge wie Haare schneiden sind im Lockdown gerade alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Das alles zehrt an unseren Kräften. Wie oft haben wir in den letzten Wochen von Freunden, Bekannten und Kollegen gehört, dass sie es inzwischen gehörig satt haben. Wir alle sind der Situation, in die ein kleiner Virus uns gebracht hat, überdrüssig.
Doch Überdruss wird das Problem Corona nicht lösen. Soll 2021 wirklich besser als 2020 werden, sind wir jetzt gefragt, es anzupacken. Es ist falsch einfach zu warten, bis alles vorbei ist, um sich dann in die alten Comfort-Zonen zurückfallen zu lassen. Die Welt wird sich mit dem Virus verändern, sie hat es schon und wir sollten spätestens jetzt beginnen, uns anzupassen. Evolution heißt das in der Biologie. Vielleicht sind wir schon so zivilisierte Wesen, dass wir verlernt haben, wie das geht. Dann liegt jetzt ein harter Weg vor uns. Wir dürfen nicht warten, wir müssen anfangen, auf die veränderten Bedingungen zu reagieren und die Welt neu zu gestalten. Dann erst werden wir in der Lage sein, die Krise wirklich zu überwinden – und vor allem: sie durchzustehen.
Wer klug ist, wird seine Perspektive jetzt ändern, wird neue Wege finden. Versuch und Irrtum. Niemand hat behauptet, dass das leicht wird. Aber hey! Wir sitzen nicht in einem Trümmerhaufen! Wir sitzen in unseren warmen Wohnungen, Wasser und Strom sind reichlich vorhanden. Wir sind im Jahr 2021 hoch technologisiert. Und auch wenn Zoom, Skype und Co. den persönlichen Kontakt zu Freunden und Familien niemals ersetzen können, so helfen sie uns doch, auch über die Distanz hinweg mit unseren Liebsten im Gespräch zu bleiben. So können wir vorbereiten, was kommt. Wir können nicht wirklich planen, aber trotzdem gestalten. Ungewissheit bedeutet nicht, dass wir dazu verdammt sind, den Kopf in den Sand zu stecken.
Allein die Erfahrungen von 2020 werden dieses Jahr deshalb zu einem guten machen! Denn 2021 starten wir nicht mehr naiv ins Neue. Wir ahnen, was kommt. Das gibt uns die Möglichkeit, klug auf mögliche Veränderungen zu reagieren und neue Ideen zu spinnen. Mit viel Glück können wir dann früher oder später auch ein paar der guten Dinge aus der alten Zeit wieder zurückgewinnen. Wir werden sie bis dahin umso mehr zu schätzen wissen!