Dresden Frankfurt Dance Company präsentiert „Hollow Bones“ in Hellerau
Mit einem zweiteiligen Ballettabend kehrt nach langer Zeit nun auch die Dresden Frankfurt Dance Company nach Hellerau zurück. Die Premiere der Choreografie „Hollow Bones“ von Jacopo Godani (Foto: Dominik Mentzos) in Kombination mit William Forsythes Klassiker „Quintett“ sollte ursprünglich bereits im November auf die Bühne kommen – und wird nun zum tänzerischen Sommervergnügen.
Es ist ein Abend der Kontraste, der den Zuschauer in diesem Programm erwartet. Den Auftakt bildet mit Forsythes „Quintett“ von 1993 eine für den zeitgenössischen Tanz wegweisende Choreografie, welche tatsächlich wie eine Retrospektive wirkt. Forsythes als eine Art Reigen inszenierte Begegnung von fünf Tänzern thematisiert dabei auf eindrückliche Weise das Annähern und immer wieder erneute Abschiednehmen. Die damals vom allen Beteiligten entwickelte Choreografie verdankt ihre Sogkraft einer gestalterischen Schlichtheit, die den Fokus ganz auf die Bewegung legt und in der monotonen Wiederholung der Musik von Gavin Bryars („Jesus Blood Never Failed Me Yet“) wie in einem Brennglas gespiegelt wird. Das Spiel mit dem Abschied fängt den Betrachter ein, es fesselt ihn und fasziniert mit seiner atmosphärischen Dichte und einer prickelnden Melancholie, die sich unentrinnbar ihre Bahn bricht.
Godanis neue Choreografie „Hollow Bones“ ist im Vergleich dazu eher eine Art schrilles Tanztheater, mehr performatives Experimentalstück als schlichte Choreografie. Mit den Mitteln von Tanz, Sound, Kulisse und Video lotet sie die Grenzen zwischen Mensch und Tier, Bewegung und Gestaltung, Körperlichkeit und virtueller Fiktion aus, wobei das Experiment die Aufmerksamkeit des Zuschauers mitunter zwar herausfordert, aber nicht minder bannt als „Quintett“. Die Kunst gewährt dabei gar einem Hund den Weg auf die Bühne, der das tänzerische Erwachen umher mit erstaunlicher Gelassenheit quittiert. Inspiriert von der Freiheit der Vögel gestattet es sich Godani, mit dieser Performance der Phantasie die Bühne zu bereiten: Auffällige Kostüme, überraschende Metamorphosen und eine packende Rhythmik kontrastieren mit intimen tänzerischen Situationen, die wiederum an den Auftakt des Abends erinnern. Letztendlich läuft dabei alles auf eine spannungsreiche Begegnung von Mensch und Tier oder Natur im allgemeinen hinaus, in der sich manches entpuppt, wild entwickelt, gar ausartet, während der Hund als Konstante erscheint. Ein spannungsvolles Tanzstück, das in Verbindung mit Forsythe auch ein Stück Genregeschichte erzählt.