Schubert trotzt dem Regenguss beim Moritzburg Festival
Der Sommerabend (10.8.) schien perfekt. Ein laues Lüftchen über der Schlossterrasse, während die Sonne sich golden hinter den Teichen niedersenkte. Wie gemacht für ein Open-Air-Konzert beim Moritzburg Festival. Zum Auftakt des Abends verführte Sergej Prokofjews Ouvertüre über Hebräische Themen op. 34 mit fast exotisch anmutendem Klezzmer-Charme. Mira Wang, Kevin Zhu (Violine), Karoline Errera (Viola), Bruno Philippe (Violoncello), Pablo Barragán (Klarinette) und Wu Qian (Klavier) ließen das in der Kammermusikfassung sonst selten gespielte Werk mit leidenschaftlichem Esprit brodeln, leichtfüßig und doch kontrastreich.
Im Anschluss folgte mit Claude Debussys Klaviertrio G-Dur ein Sommerstück zum Schwärmen, das in seinem verträumten Ton wunderbar in den milden Abend passte. Wu Qian, Nathan Meltzer (Violine) und Bruno Philippe verliehen dem lange Zeit verschollen geglaubten Werk des Franzosen geradezu italienische Leichtigkeit und machten das Sehnsuchtsstück – begleitet vom Geschnatter der Wildgänse über den Teichen – zu einem flirrenden zweiten Höhepunkt des Abends.
Große Emotionen standen nach der Pause schließlich mit Franz Schuberts Streichquintett C-Dur D 956 bevor, das im Ausdruck von charaktervoller Tiefe und melancholischer Rückschau auf die Jugendzeit gezeichnet ist. Kevin Zhu, Seiji Okamoto (Violine), Ulrich Eichenauer (Viola), Bruno Philippe und Jan Vogler (Violoncello) erwiesen sich hier als außerordentlich feinsinniges Ensemble, das dem Schubert-Werk in all seinen Facetten Rechnung trug und ungeachtet von Gänsegeschrei und immer stärker aufkeimenden Windböen einfühlsam der Musik huldigte. Ein Teil des Publikums folgte ihnen andächtig lauschend durch den Abend, während die immer näher rückenden Regenwolken den anderen Teil der Zuschauer binnen weniger Minuten zur Flucht anspornte. Das Konzert jedoch – auch das ist Open Air im besten Sinne – ging nach einer kurzen Pause weiter. Schnell hatte sich der Regen beruhigt, ebenso schnell zog das Allegretto von vorn in seinen Bann – als wäre nichts passiert. Der kurze Schauer allerdings hatte das Gefühl für die Kostbarkeit solch musikalischer Sternstunden noch verstärkt, die Musik wirkte hernach nur umso intensiver. Verdient tosender Applaus zum Abschluss dieser wahrlich emotionalen Vorstellung!
Für alle, die es live verpasst haben: Die Konzerte des Moritzburg Festivals werden dieses Jahr erstmals zeitversetzt auf Dreamstage gestreamt. Das Konzert vom 10. August wird am 26. August auf der Plattform ausgestrahlt.
Moritzburg Festival vom 7. bis 22. August 2021