Mit Robert Schumann durch den Plauenschen Grund
Eine blühende Obstwiese nur wenige Spazierminuten von der Dresdner Südvorstadt entfernt, weite Aussichten von Kreideklippen und Picknick in der Sonne – was uns heute ein erholsamer Ausflug vor der Haustür ist, hat schon Robert Schumann vor fast 200 Jahren inspiriert. Zusammen mit seiner Frau Clara und den Kindern Marie und Elise zog der Komponist Ende 1844 von Leipzig nach Dresden.
Der Umzug kam nicht von ungefähr, waren ihm doch ein Nervenzusammenbruch und anschließende depressive Phasen Robert Schumanns vorangegangen. Die gute Luft des Elbtals und Spaziergänge in der Umgebung sollten laut dem Rat der Ärzte in Dresden zur Genesung des Musikers beitragen. Und tatsächlich wurden ausgedehnte Wanderungen hier fester Bestandteil im Alltag Robert Schumanns.
Vom ersten Domizil in der Waisenhausstraße 7 (im 2. Weltkrieg zerstört) zog die Familie 1846 dann in die Reitbahnstraße 20 um, wo Schumann im September in seinem Tagebuch notiert: „Regelmäßige Morgenspaziergänge – Wohlbefinden in der neuen Wohnung“.
Was viele Dresdner nicht wissen: Neben Räcknitz, Zschertnitz, Strehlen, Bühlau und Tharandt zählte der Plauensche Grund zu den Lieblingszielen des Komponisten. Der Sonntagsspaziergang vom Hohen Stein zur alten Bienertmühle wird somit für uns heute zur musikalischen Spurensuche. Umringt von blühenden Bäumen braucht es nicht viel, um sich in die Zeit des 19. Jahrhunderts zu versetzen und einfach vom Alltag abzutauchen.
Nur wenige Schritte vom Aussichtsturm am Hohen Stein entfernt liegt eine idyllische Streuobstwiese, die sozusagen das Tor in den Plauenschen Grund bildet. Viel schöner noch ist es allerdings oben auf den Aussichtspunkten, die den Blick auf die Tharandter Straße sowie nach Döltzschen und bis nach Radebeul freigeben. In Richtung Bienertviertel breitet hier sich eine große Wiese aus, die Platz für ein Picknick mit Panorama bietet.
Gut möglich, dass an dieser Stelle schon Robert Schumann den Blick ins Land hat schweifen lassen. Natürlich war er auf seinen Touren nicht immer allein unterwegs, nahm gern Besucher oder Freunde und die Kinder mit. In einem Brief an Clara berichtet er: „Erster Osterfeiertag – erstes junges Grün – die Kirschbäume schon in Blüthe – an der Hand ein sich anschmiegendes Kind – recht glücklich wandelten wir. Im Wäldchen waren schöne Schmetterlinge; ich fing M. ein paar ‚Trauermantel‘, die wir dann wieder losließen.“
Erfüllt von diesen Momenten sowie von den Begegnungen mit seinen Dresdner Freunden, zu denen unter anderem auch der Arzt Carl Gustav Carus zählte, komponierte Robert Schumann in den Dresdner Jahren bis 1850 zahlreiche seiner schönsten Stücke, darunter etwa das berühmte „Album für die Jugend“. Wer weiß schon, welche inzwischen längst bekannte Melodie ihm einst bei einem Frühlings-Spaziergang im Plauenschen Grund eingefallen ist?