Ein Aufstieg mit Caspar David Friedrich auf die Kaiserkrone
Die Sonne strahlt, als gäbe es kein Morgen. Der blaue Himmel ist von weißen Wolkenfeldern zart gestreift. Ein warmer Wind weht hoch über den Wäldern, weit führt der Blick ins Land hinein, vorbei an grünen Zweigen, und die Gedanken schweifen ab in ferne Zeiten.
So oder so ähnlich muss die Landschaft der Sächsischen Schweiz einst auch Caspar David Friedrich zu Füßen gelegen haben. Der Maler weilte von März bis Mai 1813 bei seinem Freund Friedrich Gotthelf Kummer in Krippen und wanderte von dem beschaulichen Ort aus sicher mehr als nur einmal auf die Kaiserkrone im benachbarten Reinhardtsdorf-Schöna.
Vom Gipfel des Berges lässt sich bei klarem Wetter in alle Richtungen unendlich weit ins Land blicken: Zirkelstein, Schrammsteine, Lilienstein, die Bergzipfel der Böhmischen Schweiz – bizarre Felsformationen in der Ferne, zu Füßen bemooste Steine, wehende Farne und grüne Zweige. Ein Sommeridyll!
Was Caspar David Friedrich von diesem Ort mitnahm, liegt von den meisten Wanderern unbeachtet am Wegesrand. Zwei schräg übereinander geschobene Felsbrocken, umfangen von dichtem Grün sind der Mittelpunkt die Friedrichs „Wanderer über dem Nebelmeer“, einem seiner bekanntesten Bilder. Die Rückenansicht des Wanderers, der seinen Blick ins umnebelte Gebirge schweifen lässt, hängt in der Hamburger Kunsthalle. Der markante Stein, auf dem er in die Welt träumt, befindet sich gleich direkt am „Eingang“ zur Kaiserkrone.
Nach dem Panorama, das Friedrich in seinem Gemälde im Nebel andeutete, lohnt es hier nicht zu suchen. Der Künstler arrangierte die markanten Felsen der Sächsischen Schweiz bekanntlich in einer Phantasie-Collage neu. Was nicht heißt, dass der Aufstieg auf die Kaiserkrone nicht dennoch lohnen würde! Er gehört sicher nicht zu anstrengendsten in der Sächsischen Schweiz, belohnt jedoch mit viel Weite und einen wunderschönen Aussicht – zu jeder Jahreszeit.