Diplomausstellung an der Hochschule für Bildende Künste
Die Zeit der grauen Dämmerstimmung ist vorbei. Dominierten vor wenigen Jahren in der Diplomausstellung an der Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK) noch schwermütig dreinblickende schwarz-weiß Schattierungen, so können die Besucher dieses Mal in warmen, bunten Farben baden. Fast scheint es so, als wolle die Kunst in Zeiten von Klimakrise, Krieg und Corona die helle Seite des Lebens wieder sichtbar machen. Doch der Schein trügt.
Allerhand schmutzige Wäsche, vertrocknete Birken auf waldigem Grund, ein toter Stoffhund an der Kette, Landidyllen, die von der Flut hinweggeschwemmt werden und sexuelle Gewaltandeutungen. Ganz offensichtlich gelingt es selbst in grellen Farben nicht, den Schleier des Vergessens über die Probleme dieser Zeit zu legen.
Die Farbe ist ein greller Schrei. Verschwendung, Überproduktion, Ausbeutung und die Flucht in digitale Realitäten flammen hier und da als Themen in den Diplomwerken des aktuellen Jahrgangs auf. So richtig tief in Kopf und Herz gräbt sich jedoch diesmal keines davon.
Der Schrei verhallt. Es ist, als wandle man durch eine abstrakte Welt der Gedanken. Emotionsbestimmt und ziellos wie im Traum. Nicht austauschbar, aber allzu erwartbar wirken viele Exponate. Oberflächliche Eindrücke verdrängen Witz, Ironie und Hintersinn, Sinnlichkeit rückt an die Stelle der Originalität.
Von Raum zu Raum eröffnen sich neue Welten, doch keine mag den Betrachter vollends zu verführen. So als spiegle diese Schau nur flüchtige Begegnungen, in denen wir nirgends wirklich heimisch werden. Vielleicht spiegelt sie damit wiederum recht treffend den Phantomschmerz unserer Zeit.