Wo Oberon und Euryanthe zu Hause sind

Impressionen aus dem Carl-Maria-von-Weber-Museum

Das Carl-Maria-von-Weber-Museum in Hosterwitz ist eines der wenigen erhaltenen Musikerhäuser in Dresden – und ein Kleinod noch dazu. Es heißt, die Sommer, die der Komponist und Hofkapellmeister Carl Maria von Weber (1786-1826) hier verbrachte, seien die glücklichste Zeit in seinem Leben gewesen. Inspirierend ist der Ort für Besucher bis heute.

Nur ein schmaler Weg führt die lange Straße hinter zu dem alten Weinberghaus in Hosterwitz. Am Rande von Dresden gelegen, gegenüber von Schloss Pillnitz, begrüßt es die Besucher in einem zarten Gelbton. Im Gegensatz zum prächtigen Sommersitz des Kurfürsten strahlt Carl Maria von Webers Sommerhäuschen bis heute geradezu dörflichen Charme aus. Von 1817 an war Weber als Kapellmeister am Dresdner Hof angestellt. Den gesamten Winter über lebte die Familie in der Innenstadt im Haus am Altmarkt 9. Wenn der sächsische König Friedrich August I. jedoch sommers in Pillnitz residierte, mussten auch die Musiker mit. Weber, der anfangs noch nach Pillnitz gelaufen war, suchte sich also ein Quartier in der Nähe und fand das Weinberghaus des Winzers Felsner.

Der idyllische Garten mit Pavillon und Brunnen draußen, drinnen knarrende alte Holzdielen – noch heute scheint die Zeit an diesem Platz entrückt, fern des hektischen Stadtalltags. Anhand von Notenbeispielen, kleinen Gegenständen, allerhand Briefen und Handschriften taucht man hier schließlich ein in Webers Welt und sein Wirken in Dresden. Dass diese Dokumente bis heute überliefert sind, ist vor allem Webers Urenkelin Mathilde (1881-1956) zu verdanken, die bis zu ihrem Tod in Dresden lebte und im Zweiten Weltkrieg vorausschauend Gemälde wie Handschriften ihres berühmten Urgroßvaters auslagern ließ.

Im ehemaligen Wohnzimmer der Familie befindet sich seit 1956 die Hauptausstellung des Museums, jede Vitrine widmet sich einer Lebensstation Webers. Ein bisschen Zeit sollte man schon mitbringen, denn vor allem die Briefe erzählen so einige Geschichten aus dem Leben des Komponisten. In Webers Arbeitszimmer steht noch immer ein Klavier, der große Biedermeier-Ofen ist ein Original, das Parkett und die Türen ebenfalls. Authentischer kann ein Ort kaum sein. Beim Blick aus dem Fenster offenbart sich eine Idylle, die romantische Landschaften erahnen lässt. An diesem Ort entstanden unter anderem Webers Oper „Euryanthe“, „Oberon“, „Abu Hassan“ und die „Aufforderung zum Tanz“.

Carl Maria von Weber starb 1826 im Alter von nur 39 Jahren in London an Tuberkulose. Seine Frau Caroline von Weber weilte gerade in Hosterwitz, als sie die Todesnachricht erreichte. Sie ist später nie wieder an diesen Ort zurückgekehrt. Richard Wagner, der Weber noch als Kind in Dresden kennengelernt und vergöttert hatte, ist es zu verdanken, dass Webers Leichnam 1844 aus London nach Dresden zurückkehrte. Weber fand auf dem Alten Katholischen Friedhof in der Friedrichstadt seine letzte Ruhe.

Die Sonderausstellung „Ohne Weber kein Wagner“ im Carl-Maria-von-Weber-Museum erzählt von der besonderen Beziehung Richard Wagners zu seinem Idol Carl Maria von Weber – bis 30. April 2023.

Carl-Maria-von-Weber-Museum
Dresdner Straße 44, geöffnet: Mi – So, Feiertage: 12 – 17 Uhr, Mo/Di geschlossen; Eintritt 4 Euro/erm. 3 Euro

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