Das 32. Moritzburg Festival verführt mit Konzerten vor Traumkulisse
Aschenbrödel würde staunen, wüsste sie welch märchenhafte Atmosphäre dieser Tage über die Terrasse von Schloss Moritzburg weht. Beim Moritzburg Festival wird das Jagdschloss Augusts des Starken zur eindrucksvollen Kulisse für die Kammermusik. Unter der künstlerischen Leitung des Cellisten Jan Vogler konzertieren hier seit einer Woche Solisten von Weltrang in familiärem Ambiente.
Geprobt wird in der Waldschänke und der Kirche Moritzburg, die bei Wind und Regen auch als Schlechtwetter-Alternative zur Open-Air-Bühne am Schloss dient und mit einer exzellenten Akustik aufwartet. Am schönsten jedoch sind die Aufführungen unter freiem Himmel, wo die Gänse übern Schlossteich fliegen, um schnatternd in die Akkorde von Cello, Bratsche und Co. einzustimmen, bis schließlich später am Abend die Sterne funkeln.
So etwa beim Eröffnungskonzert, von dem neben Mozarts lebendigem Klavierquartett Es-Dur und Brahms Klarinettenquintett h-Moll der kernige Ton von acht Violoncelli bei Pizzollas „Die vier Jahreszeiten von Buenos Aires“ im Ohr blieb. Ein selten gehörtes Stück, das charaktervoll interpretiert von Jan Vogler und seinen sieben Meisterschülern aus Neuhardenberg zu einem ersten Höhepunkt des diesjährigen Festivals wurde. Mit Bruckners Streichquintett F-Dur, Mendelssohns Streichquintett B-Dur und Schuberts Klaviertrio Nr. 2 Es-Dur folgten weitere, um nur einige zu nennen!
Das Charakteristische am Moritzburg Festival ist eben, dass es jeden Abend aufs Neue etwas zu entdecken gibt. Seien es Perlen der Kammermusik, die bislang weitgehend unbekannt blieben oder Altbeliebte in prickelnd lebhaften Interpretationen. Ebenso wie die Interpreten selbst, unter denen sich auch 2024 einige Moriztburg-Debütanten befinden: Der Pianist Martin James Bartlett etwa oder die lettischen Schwestern Kristine und Margarita Balanas (Violine und Violoncello), ebenso wie der französische Klarinettist Raphael Sévère, welche wiederum frische Akzente in die Festivalfamilie mitbringen.
Dazu kommen 36 junge Musiker in der Moritzburg Festival Akademie, die sich parallel zum Festivalbetrieb der Ausbildung des musikalischen Nachwuchses widmet. Beim Musik-Picknick auf Schloss Proschwitz – seit vielen Jahren ebenfalls ein musikalisch-atmosphärischer Höhepunkt des Festivals – sind die Akademisten am Sonntag (11.8.) zunächst in wechselnden Kammermusikbesetzungen auf der Bühne zu erleben. Es folgt am Montag (12.8.) die abendliche Serenata di Moritzburg, bevor die Akademiephase mit einer kleinen Orchestertour von Bad Elster, über Dresden bis Berlin ausklingt. Das Moritzburg Festival Orchester ist am 17. August unter dem Motto „Moritzburg für alle“ mit seinem Chefdirigenten Josep Caballé Domenech im Dresdner Kulturpalast zu erleben. Als Solisten gesellen sich Jan Vogler am Cello und der Hornist Stefan Dohr von den Berliner Philharmonikern zu den jungen Musikern.
Bis dahin jedoch gehört die Schlossterrasse noch eine ganze Festivalwoche lang allein der Kammermusik. Von Mozart, auf dessen Werk in diesem Jahr ein besonderer Schwerpunkt liegt, bis zu den Zeitgenossen musizieren sich die Interpreten quer durch den reichen Fundus des Repertoires. Zauberhaft wird es, wenn am Sonntag (11.8.) neben Mozarts Divertimento Es-Dur auch Olivier Messiaens berührendes „Quartett auf das Ende der Zeit“ erklingt, oder wenn sich der diesjährige Composer in Residence Benjamin Scheer am Freitag (16.8.) mit seinem Streichquartett über eine Seiltänzerin und ihren Doppelgänger musikalisch vorstellt. Zum Abschluss erklingt dann am 18. August neben dem traditionellen Streichoktett von Felix Mendelssohn Bartholdy das diesjährige Auftragswerk „Nachts im Monströsensaal“, ebenfalls für acht Streicher, von Benjamin Scheer sozusagen als moderne Antwort darauf.
Moritzburg Festival, noch bis 18. August 2024