Hoffnungsschimmer für Aidspatienten

Das Tal der Superhirne, Teil III

In Dresden wird seit jeher gefragt, geforscht und entdeckt. Allein die Technische Universität meldete 2011 rund 120 Patente an – und ist damit bundesweiter Spitzenreiter. Doch auch an den anderen Hochschulen und Instituten der Stadt köchelt es in den Erfinderstübchen. www.elbmargarita.de stellt in einer losen Serie DDner Entdeckungen vor:

Eine hoffnungsvolle Nachricht flatterte 2007 von Dresden aus durch die Republik, als es Forschern am hiesigen Max-Planck-Institut erstmals gelungen war, das Aids-Virus aus dem Erbgut menschlicher Zellen herauszutrennen und so unschädlich zu machen. „Unser Ansatz ist, soweit ich das einschätzen kann, bislang der erste erfolgreiche Versuch, Zellen, die mit dem HI-Virus infiziert sind, zu heilen“, sagt Dr. Frank Buchholz, Leiter der fünfköpfigen Forschergruppe am Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden (MPI-CBG). Etwa fünf Jahre lang hatten die Dresdner Wissenschaftler in Zusammenarbeit mit den Kollegen vom Hamburger Heinrich-Pette-Institut für Experimentelle Virologie und Immunologie (HPI) geforscht, bis ihnen dieser Durchbruch gelang. Das Besondere daran: Bisherige Aids-Therapien zielen vor allem darauf ab, den Ausbruch der Krankheit zu verhindern beziehungsweise möglichst lange hinauszuzögern. Der Ansatz der Dresdner Wissenschaftler jedoch zielt auf die Heilung schon infizierter Patienten ab. Er sei deshalb auch ein ganz anderer Ansatz als beispielsweise Versuche zur Immunisierung gegen Aids, so Buchholz.

Um das HI-Virus aus den DNA-Zellen gleichsam herausschneiden zu können, züchteten die Molekularbiologen mithilfe der Evolution ein spezielles Enzym: Sie gingen dabei von einem ursprünglichen, bereits bekannten Enzym aus, das nur bestimmte DNA-Sequenzen erkennt und schneidet. „Wir haben daraus ein Enzym gezüchtet, das das HIV-Erbgut erkennt und gezielt entfernt“, sagt Buchholz. In über 120 Generationen züchteten die Forscher so schließlich das HIV-spezifische Enzym Tre heran.

Auf Basis dieser Ergebnisse haben die Dresdner Wissenschaftler in den vergangenen vier Jahren nun weiter geforscht. „Wir haben das Enzym weiterentwickelt und ein zweites Enzym hergestellt, das fähig ist, auch einen anderen HIV-Stamm zu erkennen“, erklärt Buchholz. „Seit etwa zwei Jahren führen wir zudem Experimente in Tiermodellen durch, die sehr vielversprechend ablaufen“, so der Wissenschaftler. Vor allzu früher Euphorie warnt Buchholz dennoch: „Unser Ansatz könnte zwar Menschen heilen, die HIV positiv sind, aber bis dahin ist es in der Wissenschaft noch ein langer Weg.“

Nicole Czerwinka

(erschienen in SAX 02.12., Seite 10/11)

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