Oder: Geschichten aus der Exzellenzuni I
Eigentlich könnte alles so schön sein. Die Bauarbeiten am Fritz-Foerster-Bau auf dem Campus der Technischen Universität Dresden (TUD) sollten just in diesen Tagen beginnen. Komfortable Studienbedingungen für die Fakultät Architektur waren hier vorgesehen – mitten auf dem Campus mit Studios, großzügigen Hörsälen und Computerräumen ausgestattet. Wie es sich für eine Exzellenzuniversität eben gehört. Schon seit den 90er Jahren schlummerten diese Pläne im Schubkasten der Universitätsleitung. Noch im Frühjahr wurden die Räume im Fritz-Foerster-Bau für dekontaminiert, weil hier früher Chemielabore untergebracht waren. Doch dann kam im Juni dieses Jahres die Exzellenzentscheidung – und mit ihr wurde eine neuerliche Neustrukturierung des Campus notwendig, die den Traum von altehrwürdigem Backstein für die Architekten wie eine Seifenblase zerplatzen ließ.
Die bittere Realität traf Anfang September via Brief von der Unileitung im Bürogebäude auf dem Zelleschen Weg ein, das die Fakultät Architektur derzeit am Campus (noch) ihre Heimat nennt. Im Zuge des Zukunftskonzeptes „Synergetische Universität“ werde statt der Fakultät die TU-Verwaltung im Fritz-Foerster-Bau Einzug halten. Die Architekten sollen stattdessen zukünftig vor den Toren des Kerncampus auf der August-Bebel-Straße ihre Bauwerke kreieren. In jenen abgewetzten Räumlichkeiten also, die von der TUD in den 90er Jahren eigentlich nur als Interimslösung während verschiedener Baumaßnahmen angemietet wurden, und mit denen sich seither einige Institute der Philosophischen Fakultät begnügen müssen. Letztere wiederum darf künftig auf den Zelleschen Weg ziehen, wo sie direkt gegenüber der Universitätsbibliothek gebündelt wird, damit sie nicht mehr so zersplittert ist.
Dies bedeutet zumindest für die Philosophen zwar eine exorbitante Verbesserung der Studienbedingungen – für die Architekten aber zeitgleich einen enormen Verlust von schon jetzt kaum vorhandenen Raumvorteilen. Denn großzügige Studios, so viel steht jetzt schon fest, werden in der August-Bebel-Straße selbst mit massiven Umbaumaßnahmen kaum realisierbar sein und auch die vorhandenen Hörsäle sind für die rund 1200 Studenten zählende Fakultät viel zu klein. Was das heißt, das können etwa die Geschichtsstudenten sicher in so mancher Anekdote bitterironisch, also sprichwörtlich hautnah, erläutern.
Die Universitätsleitung – das ist spätestens seit einer fakultätsinternen Diskussion (ohne Presse) Ende Oktober klar – wird von ihrem Plan jedoch so schnell nicht abrücken. Der Fritz-Foerster-Bau ist seit September fest für die exzellente Verwaltung reserviert. In der August-Bebel-Straße prüft man indes, wie exzellent die Studienbedingungen dort für die Architekten wirklich ausgebaut werden können. Die Studenten derweil sehen nicht nur rot, sondern sogar schwarz – und tragen derzeit wöchentlich Protest-Kreuze oder gar -Särge über den Campus. „Wir begraben das Vertrauen in die Unileitung“, ist darauf zu lesen.
In Dekanat und Fachschaftsrat gibt man sich indes optimistisch. Die Fronten seien nicht verhärtet, weitere Gespräche mit dem Rektor stünden bevor. Ihr Ausgang wird wohl auch den Schluss für eines der ersten spannenden Kapitel im goldenen Buch unserer neuen Dresdner Exzellenzuniversität prägen.
Nicole Czerwinka