Theater rund um die Welt

Internationales Festival in Dresden

Das Theater der jungen Generation (tjg.) ist in diesem Jahr Gastgeber für das Internationale Theaterfestival „plattform 11+“. Vom 15. bis zum 18. Juni werden sich dabei 13 Theater aus insgesamt zwölf Ländern in Dresden treffen.

„Plattform 11+“ ist ein europäisches Netzwerk, das sich dem Theater für Jugendliche zwischen 11 und 15 Jahren verschrieben hat. Jedes Jahr werden bei dem Theaterfestival neue Stücke aufgeführt, die in Kooperation zwischen zwei Ländern entstanden sind. So werden auch vom 15.-18.6. insgesamt neun Koproduktionen in Dresden zu sehen sein. 130 internationale Teilnehmer werden dabei am tjg. aufeinander treffen.

Eröffnet wird das Festival mit der Deutsch-Norwegischen Produktion „Ferne Fremde Liebe“ (15.6., 19 Uhr und 21 Uhr), für das das tjg. zusammen mit dem Brageteatret Drammen/Norwegen verantwortlich zeichnet. In dem Stück von Liv Heløe (Foto: PR/Oliver Killig) geht es um eine Liebe im Spannungsfeld zwischen Freundschaft und Fremde. Es stehen sowohl deutsche als auch norwegische Schauspieler auf der Bühne. Die Uraufführung war bereits am 21. Mai in Dresden, sechs Tage später wurde das Stück unter dem Originaltitel „Nar får du tenkt deg om“ auch in Drammen aufgeführt.

Linktipp: www.platform11plus.eu

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Von Drammen nach Dresden

Deutsch-Norwegisches Theater im tjg.

Im Theater der jungen Generation Dresden (tjg.) feierte gestern (21.5.) die deutsch-norwegische Koproduktion „Ferne Fremde Liebe“ (norwegischer Originaltitel: „Nar får du tenkt deg om“) Uraufführung. Das Theaterstück ist im Rahmen des internationalen Kinder- und Jugendtheaterfestivals „Projekt 11+“ entstanden und vereinte Schauspieler des tjg. und des Brageteatret Drammen auf der Dresdner Bühne.

Lange haben die norwegische Autorin Liv Heløe und tjg.-Dramaturgin Ina Klose für das gemeinsame Theaterprojekt nach einem geeigneten Sujet gesucht, das die Jugend in Norwegen und Deutschland anspricht und gleichfalls auf kulturelle Verknüpfungen beider Länder verweist. Und so erzählt „Ferne Fremde Liebe“ (Foto: PR/Klaus Gigga) nun die Geschichte zweier junger Frauen, die sich in der gleichen Zwickmühle befinden, obwohl sie mehrere Generationen voneinander trennen. Da ist Nina (wunderbar jugendlich-rebellisch: Isabell Giebeler), die mit dem geheimnisvollen Roma-Jungen Moreno (Gregor Wolf) verabredet ist und sich nicht traut, ihrer Mutter Hilde (Ines Prange) von der Begegnung mit dem Fremden zu erzählen. Und da ist Ninas Urgroßmutter Ruth, die im Sterben liegt und von ihrer Jugend in Norwegen träumt. Ruth (ganz stark gespielt von Line Heie Hallem) verliebte sich als junges Mädchen in den Deutschen Soldaten Werner (Gregor Wolf) – und beging im von der deutschen Armee besetzten Norwegen damit gleichsam Vaterlandsverrat.

Auf humorvolle Art entspinnt sich in dieser Doppelgeschichte – Regie führte Philippe Besson – schließlich ein Konflikt der modernen, westlichen Multi-Kulti-Welt, in der es häufig weder dem Einzelnen noch der oft nach alten Werten schreienden Gesellschaft gelingt, noch zwischen Gut und Böse, Richtig und Falsch, Wahrheit und Lüge zu unterscheiden. Dass sich der Konflikt der jungen Nina, die am Ende selbst nicht mehr weiß, ob Moreno Engel oder Teufel ist, in der Liebesgeschichte ihrer Urgroßmutter Ruth dabei gleichsam widerspiegelt, ist nicht nur ein gelungener bi-nationaler Kunstgriff der Autorin Liv Heløe, sondern macht auch einen Reiz dieser Inszenierung aus. Schließlich trifft die Anspielung auf das düsterste Kapitel deutsch-norwegischer Vergangenheit bis heute beide Länder tief ins Mark und wirft daher umso deutlicher Fragen über unser aller Handeln in der Gegenwart auf, deren Beantwortung am Ende nicht nur Norwegern und Deutschen schwer fallen dürfte. Vor der spiegelnd-funktionalen Bühne Yngvar Julin, auf der Schauspieler aus beiden Ländern eine überzeugende Vorstellung liefern, gedeiht diese Koproduktion somit zu einem ebenso spannenden wie nachhaltigen Theatererlebnis.

„Ferne Fremde Liebe“ am tjg., wieder am 23./24./25.5.2011

Linktipp: www.tjg-dresden.de

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