Humorvolles Weihnachts-Chaos

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„Hilfe, die Herdmanns kommen!“ am tjg

Die Herdmanns sind lotterig, rotzig, einfach unzähmbar. Die Sprösslinge dieser ungeliebten Familie kennen schließlich nicht einmal die Weihnachtsgeschichte. Wie um Himmels Willen soll denn das traditionelle Krippenspiel ablaufen, wenn die schlimmste Familie in der Kleinstadt nun auch hier die Hauptrollen an sich reißt? Das Theater junge Generation beschert mit dem turbulenten Werk „Hilfe, die Herdmanns kommen“ von Barbara Robinson (übersetzt u. bearbeitet von Nele und Paul Maar) einen vorweihnachtlichen Theaterspaß mit Pfiff. Regisseur Taki Papaconstantinou inszeniert das humorvolle Familienstück so schwungvoll, dass man nach knapp zwei Stunden Aufführungszeit am liebsten sitzen bleiben und weiterschauen möchte.

Von Anfang an fesseln die „Herdmanns“ die großen wie kleinen Zuschauer hier mit Musik, Witz und einer rasanten Erzählweise. Auf der mit nackten Weihnachtsbäumen bestückten Bühne (Ulrike Kunze) zeigt sich die gesamte Bandbreite kleinstädtischer Spießigkeit: Die Schauplätze wechseln vom elterlichen Wohnzimmer mit Couch, Teeküche und Christbaum, in vorweihnachtliche Straßen mit Bettlern, Musikern und Baumverkaufsstand, bis ins warme, sonst Herdmann-freie, Kirchenschiff. In selbigem laufen die Proben für das Krippenspiel dieses Mal etwas turbulenter ab als sonst. Doch Mutter Barbara (Susan Weilandt) hat sich ehrgeizig vorgenommen, in Vertretung einer kranken Nachbarin das beste Krippenspiel aller Zeiten zu inszenieren.

Gar nicht so einfach, denn die Herdmanns schleichen, springen und schlurfen als düstere Punkbande (Foto: PR/Klaus Gigga) durch die Szene. Sie sind gefürchtet bei den Kindern der Stadt, rücksichtslos und brutal. Doch während der Proben verblüffen sie plötzlich mit ihrer anarchischen und tiefsinnigen Interpretation der Weihnachtsgeschichte. Dass diese am Ende nicht nur im Stück im Stück, sondern auch ganz real im Theatersaal zum Erfolg wird, mag einerseits der Vorlage voller Wortwitz und Ironie zu verdanken sein. Papaconstantinou würzt diese zudem mit reichlich  amerikanischen Weihnachtsschlagern (Musik: Bernd Sikora, Stefan Bormann), zart gestreuten Sitcom-Elementen und einem starken Schauspielensemble.

Seine Inszenierung besitzt schlichtweg Pep, besticht durch detailreiche Bilder und schafft mit der liebevollen Gestaltung mühelos Weihnachtsatmosphäre. Besonders Susan Weilandt (als Mutter), Eric Brünner (als Vater) und Marc Simon Delfs (als Sohn) sowie die drei Herdmanns (Nadine Boske, Charles Ndong und Marja Hofmann) überzeugen dabei von der ersten bis zu letzten Minute mit ihrem humorvollen Spiel. Allein die amerikanischen Weihnachtslieder scheinen sich nicht so recht auf der Dresdner Bühne einzufügen und könnten bei dem einen oder anderen für Ernüchterung sorgen.

Zur Vorstellung am vergangenen Sonnabend (14.12.) schien das jedoch nicht der Fall zu sein. Der tobende Schlussapplaus inklusive lauter Bravo-Rufe hielt auch der Gesangszugabe stand – und vor allem das kleine Publikum zeigte sich dabei genauso fröhlich ausdauernd wie in der Vorstellung.

Nicole Czerwinka

„Hilfe, die Herdmanns kommen“, am Theater junge Generation, wieder am 16.12., 12 Uhr; 17.12., 18.12. und 19.12., je 9 Uhr und 12 Uhr; 20.12., 10 Uhr; 21.12., 16 Uhr; 22.12., 11 Uhr und 16 Uhr; 23.12., 11 Uhr; 26.12., 27.12., je 16 Uhr

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