Ein Leben voller Gegensätze: Der “kleine Mann“ und große Autor Hans Fallada. Regisseur Sebastian Klink zeigt den Schriftsteller in seiner Inszenierung des Romans “Ein Mann will nach oben“ am Kleinen Haus des Staatsschauspiels Dresden (Foto: Sebastian Hoppe) im Spiegel seines Werkes und bringt autobiografische Bezüge in einer Zerreißprobe zwischen Fiktion und Wirklichkeit auf die Bühne.
Die Opernklasse der Musikhochschule zeigt Kurt Weills „Street Scene“ am Kleinen Haus
Sie gehen ein, sie gehen aus. Und zwischen den Etagen eines schäbigen Mietshauses irgendwo in einer schäbigen Großstadt tanzen die Sehnsüchte und Ressentiments im Takt der Welt. Mit Kurt Weills „Street Scene“ (Fotos: Klaus Gigga) hat die Opernklasse der Musikhochschule Carl Maria von Weber Dresden (HfM) für ihre aktuelle Kooperationsarbeit mit der Hochschule für Bildende Künste Dresden ein rasantes Stück über das Leben der normalen Leute auserkoren. Wobei die Bezeichnung Oper nicht ganz trifft, schwingt bei den verführerischen Melodien, in die Weill allerhand jazzigen Esprit hineinkomponierte, doch immer auch etwas Broadway-Glanz mit.
Der Dresdner Komponist gibt ein Heimspiel mit seinem Forrklang Quartett
Egal ob New York oder Eisenhüttenstadt – der Dresdner Komponist Sven Helbig (Foto: PR/Claudia Weingart) versteht es, Stimmungen und Charaktere in Klang zu verwandeln. Bei seinem Konzert am Dienstag (16.10.) im Kleinen Haus entführte Helbig mit seinem Forrklang Quartett in eine faszinierende Welt aus elektronischen Sounds und klassischer Musik. Was hier zunächst mit einem elektronischen Paukenschlag beginnt, mündet wenig später in eine verträumte Klaviermelodie, deren Akkorde Helbig an Computer, Keyboard und Schlagzeug wiederum stilsicher auffängt und weiterentwickelt.
Was ist, wenn sich die Welt verändert, während im Ferienlager, mitten in der Pubertät, das eigene Leben aus den Fugen gerät? Wie nimmt man die politische Wende wahr, wenn man doch noch auf der Suche nach sich selbst ist? Das Stück „Schneckenmühle“ nach dem gleichnamigen Roman von Jochen Schmidt (2013) ist jener Vorwendegeneration gewidmet, die 1989 gerade 14/15 Jahre alt, gleich eine doppelte Umbruchzeit durchleben durfte – bei der der persönliche Aufbruch ins Erwachsenenleben mit dem Aufbruch in eine neue deutsche Zeitrechnung zusammenfiel.
Ohne (N)Ostalgie will Regisseur Robert Lehniger diese jugendliche Geschichte über den 14-jährigen Jens im Ferienlager „Schneckenmühle“ auf die Bühne des Kleinen Haues bringen. So liegt der Protagonist (Thomas Braungardt) zwar nicht im blauen FDJ-Hemd, dafür aber im blauen Samtpulli zunächst auf einer Art Zahnarztstuhl mit Lampe und Kamera, setzt sich jugendlich verspielt eine echte Weinbergschnecke auf die Wange und hadert in einer Art szenischer Lesung mit dem Vorhaben Ferienlager. Es dauert einen Moment, bis das unbeschwerte Lagerleben auf der Bühne dann tatsächlich Raum greift. Worte wie Intershop, Pfeffi, Nicki und FDJ fallen nun doch – und verorten das Ganze eindeutig da, wo es auch hingehört: Im Ferienlager der Wendezeit auf ostdeutscher Seite.
So spielt das Stück geschickt mit den Erinnerungen jener, die in dieser Zeit – oder vorher – ebenso eine fröhliche Ost-Jugend erleben durften, wie der Protagonist und seine Freunde. Es bleibt aber auch jenen nicht fern, die Intershop-Geruch und FDJ-Ansagen (Foto: PR/Matthias Horn) nur mehr aus den Erzählungen der Elterngeneration kennen, eben weil die Jugend und ihre Blüten im Grunde in jeder Zeit ähnlich bleiben. Tatsächlich nämlich handelt das, was sich hier im Pappmaché-Bungalow (Bühne & Kostüm: Irene Ip) abspielt, viel mehr von den großen und kleinen Unwägbarkeiten der Jugend, als von großer Politik – seien es kurze Blicke aufs andere Geschlecht, heiße Diskussionen über die Liebe oder kleine Hänseleien der Schwächsten im Bunde.
Es wird gerappt, gesungen und getobt, mal gespielt, dann getanzt – all das also, was junge Leute auch heute noch so tun. Zum Beweis dafür, greift Robert Lehniger immer wieder auf die Videoprojektion zurück, die hier nicht nur einen aktuellen Blick ins ehemalige und heutige Ferienlager Schneckenmühle eröffnet, sondern auch Interviews mit jungen Menschen aus dem Jahr 2013 abspult, bevor die Perspektive abermals zum Romanstoff hin wechselt. Wunderbar stimmungsvoll gelingt hier vor allem die Szene am Lagerfeuer, und als denn auch noch die Russen kommen, wird es zeitweise sogar richtig humorig spannend.
Das fünfköpfige Ensemble schlüpft gekonnt in die Rollen der Vorwende-Kinder und zieht mit Authentizität und Wandlungsfreude in den Bann. Vor allem Thomas Braungardt kann als schüchterner, unsicherer Jens, der stets zwischen den Überzeugungen der Gruppe und seiner eigenen hin- und hergeworfen wird, überzeugen. Immer wieder, vielleicht ein bisschen zu häufig, ergänzt vom bunten Videospaß auf Leinwand und Kulisse, entspinnt sich die Romanhandlung in der Bearbeitung von Beret Evensen und Robert Lehniger als abwechslungsreiches und kurzweiliges Theatererlebnis. Ein Erlebnis allerdings, dass wenig Raum für tiefergehende Gedanken über diese Zeit gibt, sondern stattdessen oft in Übermut zu ersticken droht.
Wer den Berliner Autor Jochen Schmidt (Jahrgang 1970) und seine Texte kennt, der wird wissen, dass diese, von ihm live in seinem typisch gleichgültigen Schmidt-Duktus (etwa bei der „Chaussee der Enthusiasten“ in der Hauptstadt) vorgetragen, sich weit wirksamer entfalten als auf bloßem Papier. Ähnlich ist es mit dieser Inszenierung, sie ist lebhaft unterhaltsam – und dennoch wünschte man ihr hier und dort doch ein Quäntchen mehr von eben diesem herrlich gleichgültig sonoren Schmidt-Stil.
Nicole Czerwinka
Jochen Schmidt: „Schneckenmühle“ am Kleinen Haus, wieder am 9.11., 12.11., 18.11., 23.11., 11.12., 31.12., jeweils 20 Uhr
Orange Kopfhörer auf den Kopf. Den Blick auf ein Handy gerichtet und im gemütlichen Schritt durch die Stadt. Hier und da einfach stehen bleiben und gespannt dem O-Ton lauschen. „Radioortung – 10 Aktenkilometer Dresden“ am Kleinen Haus ist ein spannendes Hörspiel über die Stasi in Dresden. 50 Betroffene kommen in diesem Rimini-Projekt, das von Helgard Haug, Stefan Kaegi und Daniel Wetzel auf die Beine gestellt wurde, zu Wort und erzählen von ihren Geschichten von Überwachungen, Ausweisungen, Verhören und Anwerbungsversuchen. Aber es werden auch immer wieder Funksprüche und Telefonate hörbar oder Akten verlesen.
Etwa zehn Kilometer Aktenlängen, die im Archiv der Stasi-Unterlagen-Behörde in Dresden lagern, wurden für die Projekt aufgearbeitet und werden nun auf interessante wie auch unterhaltsame Weise dem Publikum präsentiert. Per GPS-Handy und Kopfhörer wandert der „Zuhörer“ durch die Stadt. Trifft er auf einer der 120 aktustischen Blasen, geht automatisch der Ton an und eine Stimme berichtet von ihren Erlebnissen, die gerade mit diesem Ort und der Stasi verbunden werden. Yves Zirke zum Beispiel spricht vor dem Polizeipräsdium von seiner versuchten Anwerbung eines inoffiziellen Mitarbeiters (IM) im spärlich beleuchteten Keller des Gebäudes und dem beklemmenden Gefühl, dass er hier nicht wieder heil rauskommt.
Die „Radioortung“ ist wie ein Stadtrundgang und eine Schnitzeljagd zugleich, zielstrebig läuft man auf die verstreuten Punkte – wie Hygienemuseum, ehemaliges Rudolf-Harbig-Stadium oder die Untersuchungshaftanstalt der Stasi auf der Bautzener Straße – in der Stadt zu und ist immer auf der Suche nach der nächsten Blase. Es ist aufregend. Und bewegend zugleich. Es wird jede Menge Wissen vermittelt, ohne dabei nüchtern oder gar langweilig zu klingen. Eine moderne Art, Zeitgeschichte geschickt zu präsentieren.
Foto & Text: Janine Kallenbach
„Radioortung“ ist noch bis 7. Juni 2013 zu hören. Unter der Woche zwischen 16.00 – 22.00 Uhr und am Wochenende zwischen 12.00 bis 16.00 Uhr und 17.00 und 22.00 Uhr.
„Auf jeden Schrecken ein Bier“, sagt der Schausteller Liliom (Torsten Ranft) und lässt die leere Flasche die schräge Bühne im Kleinen Haus Dresden hinunterrollen. Die Hauptfigur in Franz Molnars gleichnamigen Stück ist ein Raubein, ein armer Schlucker und Schlawiner, der seine Freundin Julie (Cathleen Baumann) schlägt und nie Geld hat. Eine traurige Figur, die erst im Himmel zum Menschen wird.
Franz Molnars „Liliom – Eine Vorstadtlegende in sieben Bildern“ hat es schon bei der Uraufführung 1909 in Budapest nicht leicht gehabt. Molnars Stück – irgendetwas zwischen sozialem Drama und Tragikkomödie – floppte. Und auch die Premiere der deutschsprachigen Übersetzung von Alfred Polgar in Berlin 1912 war kein großer Erfolg. Erst die Aufführung am Theater in der Josefstadt Wien lief besser. Von da an wurde „Liliom“ zum Selbstläufer. Hans Albers hat es allein 1800 Mal in Berlin gespielt, das Sujet wurde mehrfach verfilmt und Vorlage für das Musical „Caroussell“.
So richtig verruchte Rummelatmosphäre will allerdings in der Inszenierung von Hausregisseurin Julia Hölscher am Staatsschauspiel Dresden nicht aufkommen. Das überwiegend düstere Bühnenbild (Esther Bialas) beschränkt sich hier auf jene Bierflaschen auf schräger Bühne und einen großen Kasten, ein Schrank mit Ziehharmonikatüren, der auf der Schräge beständig auf- und niederfährt und sich hin und wieder für musikalisch durchaus stimmungsvolle Szenen öffnet. Das darin versteckte bunte Licht und eine kleine Kapelle sind ist alles, was hier ans Schaustellermilieu erinnert.
Ansonsten sind die Figuren im Mittelpunkt der Szenerie. Sie zeigen eine kaputte Gesellschaft kleiner Leute am Rande des Lebens. In abgewetzten Hemden hecken die Männer Pläne aus, um an Geld zu kommen, während die kurz berockten Mädels (Kostüm: Ulli Smid) sich über die Liebe austauschen. Marie (Annika Schilling) scheint es mit ihrem Wolf dabei noch besser getroffen zu haben, als Julie mit ihrem Liliom. Das Spiel dieser drei Hauptfiguren wirkt vor allem zu Beginn allerdings noch zu wenig lebendig, ist weder berührend noch zieht es den Zuschauer hinreichend in das Stück hinein. Torsten Ranft gibt den Zyniker Liliom in der ersten Hälfte noch etwas farblos, eigentlich emotionale Stellen wirken dagegen eher künstlich akzentuiert. So entsteht eine Distanz, die schnell in Langeweile umschlagen kann. In den dialoglastigen Szenen des Anfangs wirkt der Wiener Dialekt der deutschen Übersetzung von Alfred Polgar zudem allzu angestrengt, Dialektsprache wechselt ungeschickt mit Hochdeutsch.
Doch dann öffnet sich der große Kasten wieder einmal, die bunten Lichter erstrahlen und die Musik der Einmann-Kapelle (Tobias Vethake) erfüllt den Raum, rauschhafte Szenen spielen sich ab und Benjamin Höppner tanzt als Ficsur plötzlich nackt im Schrank. Das ist verstörend und überzogen, aber immerhin passiert nun endlich etwas. Auch als Liliom anschließend seinen Raubüberfall plant, nimmt das Stück langsam Fahrt auf. Torsten Ranft hat die kühle Distanz des Anfangs nun gänzlich überwunden und bringt die Figur Liliom in ihrer ganzen Ambivalenz auf die Bühne. Als dieser im hellen Licht stirbt, später wieder unter Engelsmusik im Himmel erwacht und von seiner ungeborenen Tochter erfährt, wird es sogar für kleine Momente lang berührend.
Ansonsten sind die sieben Bilder des Stückes bis zum Schluss kaum voneinander zu unterscheiden. Die Inszenierung bewegt sich bis auf diese wenigen prickelnden Momente überwiegend im Nebulösen, Ungreifbar-Abstrakten. Und die tragische Figur des kleinen Rummelschaustellers „Liliom“ verschwindet ins Dunkel, als hätten sich die Türen des hell erleuchteten Kapellenschränkchens auf der Bühne eben wieder geschlossen.
Kleines Haus Dresden, wieder am 11.6., 26.6., 03.07., jeweils 19.30 Uhr
Die Dresdner Hochschulen für Musik (HfM) und Bildende Künste (HfBK) verbünden sich in diesem Jahr für eine gemeinsame Aufführung von Mozarts Oper „Die Hochzeit des Figaro“ am Kleinen Haus Dresden. Herausgekommen ist dabei eine erfrischend lebendige Inszenierung, die nicht nur mit den Repertoire-Vorstellungen der großen Häuser mithalten kann, sondern gleichzeitig das 20. Jubiläum der HfM-Opernklasse markiert.
Dabei sind die Themen Revolution und die damit verbundene Forderung nach Gleichheit und Brüderlichkeit, die Mozarts Oper bei der Uraufführung 1786 in Wien zu einem skandalumwitterten Stück machten, jenseits der Musik heute nur noch schwer auf der Bühne einzufangen. In ein ironisches Spiel aus Verkleidung und Intrigen verpackt, verschwimmen in „Le nozze die Figaro“ schließlich die Grenzen zwischen den gesellschaftlichen Ständen.
In der Inszenierung von Andreas Baumann verkehren Herr und Knecht nun ihre Rollen auf einem angeschrägten, goldenen Parkett unter feudalem Prachtkronleuchter. Agathe Mac Queen (Studentin der HfBK) hat dieses eher funktionale, jedoch symbolisch klar durchdachte, Bühnenbild entworfen, das im dritten und vierten Akt zu einem Schlachtfeld der Revolution wird, in dem Stühle kippen und Kostüme getauscht werden. Vor dieser Kulisse gewinnt die junge „Figaro“-Interpretation nach dem gemeinhin eher faden ersten Akt bald schnell an Fahrt, wobei die Gegensätze von Adel und Bediensteten hier zu einer Gegenüberstellung moderner Luxusmenschen und Otto-Normal-Bürger karikiert werden.
Die Sänger – alle samt Mitglieder der HfM-Opernklasse – rackern sich dabei nicht bloß stimmlich an der Partitur ab, sondern bringen auch dank ihrer Spielfreude die ganze Ironie und Komik des Stückes auf die Bühne. Vor allem Lindsay Funchal präsentiert eine musikalisch wie darstellerisch facettenreiche Susanna, die mit der kräftigen Stimme ihres Figaro (Allen Boxer) wunderbar harmoniert. Auch Gunyong Na als Graf Almaviva und Eunhye Lim als Gräfin gehören zu den großen Stimmen des Premierenabends. So wird, was Mozart in seiner überzeitlichen Musik – spannungsvoll interpretiert vom Hochschulsinfonieorchester unter der Leitung Ekkehard Klemms – einst angelegt hat, von den Studenten gelungen ins Heute übersetzt.
Dresden, Kleines Haus „Die Hochzeit des Figaro” wieder am 4.5., 17.5., 24.5., 30.5. jeweils 19 Uhr
„Der große Jammer dieser Welt ist, dass so viele Menschen nichts anderes tun als dem Glück nachzujagen, ohne es zu finden.“ (Henrik Ibsen)
Auf den ersten Blick könnte Henrik Ibsens „Hedda Gabler“ fast ein wenig an Effi Briest erinnern. Aber nur fast. Denn während die junge Effi ihrem zwar wohlständigen dafür aber allzu trögen Ehealltag per Affäre zu entkommen versucht, sieht Hedda gar keinen Ausweg aus der selbstgewählten Langeweile. Zwar ahnt Ibsens Protagonistin, dass das Leben mehr für sie hergeben könnte, doch ist sie nicht fähig herauszufinden, was davon sie genau haben will.
Regisseur Tilmann Köhler zeigt Hedda in seiner Inszenierung am Staatsschauspiel Dresden (Neufassung von Thomas Freyer) daher auch als modernen Überflussmenschen, der von allem zu viel hat, nichts mehr ernst nehmen kann und am Ende vor allem an sich selbst scheitert. Der Spiegel auf der Bühne (Karoly Risz) ist hier nicht nur raffinierte Kulisse, sondern wird gleichsam zum ironischen Selbstzweck – als Spiegel einer Gesellschaft, die im Überfluss ihrer Möglichkeiten zu ertrinken droht.
Ina Piontek lässt die schwierige Figur der frustriert gelangweilten, stur an ihrem Platz verharrenden Hedda Tesmann (geborene Gabler) dabei zu einem Menschen werden, den man irgendwie zu kennen glaubt. Anstatt die Tristesse mit dem chaotischen Lebemann Eilert Løvborg (herrlich verpeilt: Christian Erdmann) zu betäuben (der Effi-Weg), beginnt sie – unfähig, sich mit ihrem Alltag zu arrangieren, noch daraus auszubrechen – ein verhängnisvolles Machtspiel, das Løvborg schlussendlich ins Verderben stürzen wird. Christian Friedel gibt den Hedda-Gatten Jørgen Tesmann als Antifigur zu Løvborg phasenweise fast zu jugendlich, gewollt-komisch, mal naiv, immer aber lebensfroh, sodass die Figur weit weniger langweilig als ihr Ruf daher kommt.
Am Ende entspinnt sich auf der Bühne ein vielschichtiges Beziehungsgeflecht, in dem sich Hedda als Außenseiterin ohne Lebenssinn entblößt. Das alles passiert auf witzig ironische Weise, entwickelt sich allerdings in der ersten Hälfte noch zu langatmig. Auch die von Ibsen bewusst angelegten Dreiecksbeziehungen zeigen sich in der Inszenierung nur in Andeutungen. Die tiefgreifende Psychologie des Originals ist nur noch schemenhaft erkennbar. So bleibt das Stück bis zum Schluss vor allem ein heiterer Spiegel der Gesellschaft, der in erster Linie von der schauspielerischen Leistung des Ensembles lebt. Für einen unterhaltsamen Theaterabend reicht das jedoch allemal.
Dresden ist die Baby-Hauptstadt Deutschlands – und eine der kinderfreundlichsten noch dazu. Nachdem es im Programmkino Ost bereits seit mehreren Jahren spezielle Vorstellungen für Familien mit Kleinkindern gibt, bietet nun auch das Staatsschauspiel „Schnullertage“ im Kleinen Haus an. Familien können dabei zum ersten Mal am 2. Oktober ohne Babysitter ins Theater gehen und sich die aktuelle Inszenierung von „Woyzeck“ ansehen. Das Angebot richtet sich an Eltern mit Kindern zwischen null und fünf Jahren.
Die Vorstellungen beginnen an ausgewählten Wochenenden (die Termine sind dem Spielplan zu entnehmen) schon um 16 Uhr. Mütter und Väter können ihre Kinder dabei direkt im Kleinen Haus in die Obhut zweier staatlich zertifizierter Pädagoginnen geben, die die Kleinen liebevoll beaufsichtigen und mit ihnen spielen, währen die Eltern zwei ungestörte Theaterstundenn genießen. An den Schnullertagen besteht schon ab 15.15 Uhr die Möglichkeit, sich mit dem Kind auf dem „Spielplatz“ im Kleinen Haus umzuschauen und die Betreuerinnen kennenzulernen. Für die Kinder gibt es eine Menge Spiel- und Bastelangebote, kindgerechte Snacks und Getränke sowie eine Wickelstation. Sollte es Tränen geben, ist der Weg schließlich nicht weit: alle Eltern erhalten vorreservierte Randplätze und werden nach Absprache diskret aus dem Saal gebeten.
Die Karten sollten drei Tage vor der Vorstellung beim Besucherservice gebucht werden. Die Eltern müssen dann nur noch Kind, Wickeltasche, Lieblingsspielzeug oder Kuscheltier und bei Bedarf ein kleines Vesperpaket einpacken – und los geht’s zum Familientheater!
Nicole Laube
Die nächsten Termine fürs Schnullertheater sind der 2. Oktober („Woyzeck“) und der 16. November („Frau Müller muss weg“) jeweils 16 Uhr im Kleinen Haus