Barocke Retrospektive

Hörtipp des Monats: La Folia Barockorchester

Vor nicht allzu langer Zeit hat das La Folia Barockorchester im Palais im Großen Garten eine CD aufgenommen – und zusammen mit Jan Vogler Vivaldis Cello-Werken zu neuem Ruhm verholfen. Nun legt das von Robin Peter Müller gegründete Ensemble ein eigenes Scheibchen vor, auf dem das Orchester Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ sowie eine Weltersteinspielung von Brescianellos Violin Concert in C-Dur präsentiert.

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Bier und Pub-Stimmung im Barock-Palais

Barokksolistene ernten Beifallsstürme

Musik aus Tavernen und Pubs in England und Skandinavien verortet man auf den ersten Blick sicher nicht im Programm der Dresdner Musikfestspiele. Was hierzulande auch kaum einer weiß: Im späten 17. Jahrhundert, als die Theater in England aus religiösen Gründen geschlossen waren, wandelten sich viele Pubs, auch „alehouses“ genannt, in Music-Houses, in denen Musiker intime Konzerte vor bierdurstigem Publikum spielten. Die Barokksolistene um den begnadeten Geiger Bjarte Eike (Foto: PR/Eivind Kasin) haben genau diese Musik aus der Mottenkiste befreit

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Brahms trifft Britten, mitten in Dresden

Takács Quartet bei den Musikfestspielen

Brahms warmtönige Romantik trifft auf Brittens kantige Moderne – wie gut das harmoniert, hat das Takács Quartet (Foto: PR/Ellen Appel) bei seinem gestrigen Konzert (17.5.) im Palais im Großen Garten eindrucksvoll bewiesen. Das aus Ungarn stammende Streichquartett ist weltweit für seine innovativen Konzertkonzeptionen bekannt. Bei den Dresdner Musikfestspielen spielten die vier Musiker nun zusammen mit dem renommierten Bratschisten Lawrence Power auf.

Zwei Streichquintette von Johannes Brahms – der eher für sein sinfonisches Schaffen und seine Lieder, weniger für Kammermusik bekannt ist – bilden den Rahmen für dieses zweistündige Konzert. Sowohl das Quintett Nr. 1 F-Dur als auch Nr. 2 G-Dur ist für zwei Violen geschrieben. Sie gehören zu den wenigen Kammermusikwerken von Brahms, in denen kein Klavier besetzt ist. Das Takács Quartet lässt diesen warmen weichen Klang zusammen mit Lawrence Power nun im barocken Palais wieder aufleben. Fließend fügen sich ihre Stimmen ineinander, fast so als würde ein stummes Band der Verständigung sie zusammenführen. Die Musiker Eduard Dusinberre (Violine), Károly Schranz (Violine), Geraldine Walther (Viola), Andrá Fejér (Violoncello) und Lawrence Power (Viola) gehen sichtbar in dieser Musik auf, während sich die Sonne rings um das Palais langsam herabsenkt.

Das sich an das Brahms-Quintett Nr. 1 direkt anschließende Streichquartett Nr. 3 von Benjamin Britten bietet dazu eine hörbare Zäsur, führt allerdings keineswegs zum stilistischen Bruch. Im Gegenteil: Viel eher erscheint die bewegende Dialogsituation, mit der Britten sein fünfteiliges Stück eröffnet, als eine Weiterentwicklung des Vorangegangenen. Mehr kantig als fließend, aber dennoch melodisch singen, jammern und streiten Violinen und Violen hier scheinbar miteinander, wobei das Violoncello neunmalklug hineinmeckert und einen gelungenen Kontrapunkt setzt. Wie in einem Kaleidoskop fügen sich die Einzelstimmen dabei immer wieder zu einem Ganzen. Mal gibt eine Solo-Violine Töne wie Nadelstiche von sich, so als würde sie weinen und bittere Wehmut klagen, um später von den Tiefen des Cellos geerdet zu werden – bis das Stück schließlich in einem getragenen Rezitativschluss endet, der diesen Dialog der Instrumente zum wehmütigen Konsens führt. Den Musikern gelingt es dabei einmal mehr die Spannung bis zum sacht verklingenden Schlusston zu halten, sodass Britten bis in die Pause nachklingt.

Danach schließt sich der Kreis mit Brahms Quintett Nr. 2, das lebhaft die Romantik zurück ins Palais holt. Erneut halten das Takács Quartet und Lawrence Power den Saal mit ihrem virtuosen Zusammenspiel ganz im Bann der Musik gefangen. Fast scheint es, als hätte Brittens musikalisches Zwischenspiel die Musiker gar noch fester zusammengeschweißt. Und wiederum wird deutlich, wie überraschend gut die Kombination aus Brahms und Britten hier nach wie vor gelingt. Der minutenlange Applaus nach dem vierten Satz bestätigt dies. Einzig, dass das Spiel dennoch ohne Zugabe blieb, mag einige Konzertbesucher vielleicht ein wenig irritiert haben. Als Entschädigung – sowie für all jene, die nun neugierig geworden sind – sei an dieser Stelle auf die Übertragung der Liveaufzeichnung dieses Konzerts auf Deutschlandradio Kultur am kommenden Sonntag (19.5.), um 20.05 Uhr verwiesen.

Nicole Czerwinka

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Eintauchen in die wunderbare Welt des Lichts

Ausstellung „Reflexzonen“ schillert im Palais

Der Faszination des Lichts ist eine Ausstellung im Palais im Großen Garten gewidmet, die am heutigen Sonntag (6. März) eröffnet wurde. Unter dem Motto „Reflexzonen“ haben die Künstler Detlef Schweiger und Frank Herrmann dort raumbezogene Installationen geschaffen, welche Lichtreflexe auf der menschlichen Netzhaut hervorrufen. Mit Bewegung, Spiegelflächen, Licht und Wasser führen die Kunstobjekte Frank Herrmanns den Besucher dabei in eine wunderbare Welt voller optischer Illusionen, während  Detlef Schweigers Flächenformationen aus entsorgten DVDs und CDs  Regegnbogenreflexe in den großen Saal des Palais zaubern (Fotos: N. Laube). Mehr noch als Herrmann spielt Schweiger dabei mit dem Raum, indem er der barocken Umgebung mittels Spiegelung eine verschobene Optik verleiht. In dieser altehrwürdigen Kulisse schlägt jene Gegenwartskunst, die auch die unendliche Undurchsichtigkeit der Datenautobahnen refletktiert, gekonnt den Bogen zur Festkultur des 18. Jahrhunderts in der Umgebung barocker Spiegelsäle. Was bleibt, ist die Mischung aus Irritation und Faszination – auch wenn diese heute unter anderen Vorzeichen steht.

Die Ausstellung ist bis zum 3. April 2011 im Palais im Großen Garten zu erleben. Geöffnet ist jeden Mittwoch bis Samstag von 14 bis 17 Uhr sowie Sonntags von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt beträgt drei Euro (ermäßigt 1,50 Euro).

Nicole Laube

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