Mächtig gewaltig: „Die Olsenbande“ am Boulevardtheater
Zigarre im Mund, Melone auf dem Kopf und immer einen genialen Plan im Koffer: Egon Olsen bringt mit seinen cleveren Coups ganze Generationen vor dem Fernsehbildschirm zum Lachen. Mächtig gewaltig startet das Boulevardtheater nun die neue Spielzeit mit der Theaterversion „Die Olsenbande dreht durch“, für die Peter Dehler die schönsten Szenen aus 13 Filmen als zündende Bühnenadaption zusammengezwirbelt hat.
„Die Fete endet nie …“ am Boulevardtheater Dresden
Seit das Boulevardtheater im September 2014 erstmals seinen blauen Vorhang öffnete, beweisen die Chefs Marten Ernst und Olaf Becker hier ihr untrügliches Gespür für gute, leichte Unterhaltung im Theatersaal. Das zeigt auch die jüngste Premiere in der Maternistraße, eine Art Mischwerk aus Musical und Diskorevue, in dem neben spritzigem Komödienhumor eine lange Liste von Hits der 80er Jahre im Rampenlicht steht.
Die Comödie spielt „Die Feuerzangenbowle“ in Farbe
Die schwarz-weiße Filmfassung der „Feuerzangenbowle“ (1944) von Helmut Weiss gehört zu jenen selten gewordenen Filmen, die genauso unvergesslich sind wie die eigene Schulzeit. Schließlich flimmerte der Streifen mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle noch über 50 Jahre später regelmäßig über die Mattscheiben, wurde so generationenübergreifend ein Renner. Jetzt, wo alte Komödien wie diese im Fernsehen rar werden, feiert die Geschichte in der Fassung von Wilfried Schröder auf der Bühne der Comödie Dresden nun Renaissance
Die Weihnachtsfeiertage wären ohne die legendären DEFA-Märchenfilme wohl nur halb so feierlich. Kein Wunder, dass Filmklassiker wie „Die Hexe Babajaga“ oder „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ nach der Mattscheibe oft die Theaterbühnen erobern. Auch „Das singende, klingende Bäumchen“ hat jetzt ein szenisches Pendant gefunden, in der Regie von Olaf Becker feierte dieses Märchen am Donnerstag (28.11.) Gastspiel-Premiere am Theater Wechselbad der Gefühle.
„Lehnt euch entspannt zurück“, ist hier die Aufforderung des Erzählers (Hans-Georg Pachmann) zu Beginn – und die darf durchaus ernst genommen werden. Denn was die Zuschauer in den folgenden zwei Stunden (inklusive 20-minütiger Pause) erwartet, ist bunt verträumte Märchenunterhaltung, ganz im Stile jener Produktionen gehalten, mit der die TW.O GmbH schon seit Jahren das Dresdner Publikum begeistert – als da wären „Die Hexe Babajaga“ Teil I bis IV oder der sommerliche „Spuk unterm Riesenrad“ auf dem Konzertplatz am Weißen Hirsch.
Beckers Inszenierung hält dabei gekonnt die Waage zwischen solider Schauspielkunst und kleinen, unterhaltsamen Showelementen, die wohl vor allem bei den kleinen Zuschauern für leuchtende Augen sorgen werden. So kommt der Prinz (Christoph Fortmann) hier zunächst auf einem herrlich lebensgroßen Papppferd daher, um schließlich die tausendschöne Prinzessin Tausendschön für sich zu erobern. Der König (Philipp Richter) freilich hätte gegen diesen Freier für seine Tochter nichts einzuwenden. Doch sein Prinzesschen (Stefanie Bock) ist eine mehr als verwöhnte Ich-will-ich-will-ich-will-Göre und fordert von ihrem Brautwerber zunächst das singende, klingende Bäumchen ein.
Der Prinz macht sich also auf die Suche, doch wäre das Märchen ja viel zu schnell zu Ende, wenn das Bäumchen gleich singen und die Geschichte ohne echte Bösewichte auskommen würde. So nimmt das Ganze seinen Lauf – und zieht mit vielen schönen Ideen, kleinen Späßen, nicht immer ganz sauber präsentierten Liedern (Musik: Andreas Goldmann), ein wenig Zauberei, romantischer Kulisse (Bühne: Anna Beck) und dem Charme aller Darsteller (Foto: PR/Robert Jentzsch) bis zum Ende in seinen Bann. So gibt etwa Philipp Richter einen wunderbar witzigen, tattrigen König und Andreas Reuther amüsiert als herzlich treudoofer Wachmann, der nie weiß, was er eigentlich tun soll.
Stefanie Bock ist eine Prinzessin, wie sie im Märchenbuch steht, und der man selbst als hartherzige Göre gern zuschaut. Christoph Fortmann dagegen gibt einen lebensfroh unbeschwerten Prinzen mit einem endlos guten Herzen, der sich nicht davon abbringen lässt, an das Gute in der kaltschnäuzigen Prinzessin zu glauben und damit wohl zum heimlichen Helden des Stückes wird. Und Peter Brownbill ist ein schaurig böser Zwerg, vor dem sich selbst große Zuschauer manchmal gruseln möchten. Als Vermittler in allen Lagen, wie ihn so ein Märchen eben braucht, hält auf der Bühne zudem Hans-Georg Pachmann in der Doppelrolle von Erzähler und Hofmarschall die Fäden der Handlung stets zusammen.
Am Ende, ja am Ende singt und klingt das Bäumchen dann schließlich doch. Begleitet von einem Fisch, einem Hasen, mehreren Tauben und allerlei Getier im herrlich bunten Märchenwald kann jetzt endlich Hochzeit gefeiert werden. Zur Premiere war dieses furiose Happy End vom tobenden Applaus der Zuschauer begleitet – und der wird sicher auch bei den nachfolgenden Vorstellungen (zu) recht üppig ausfallen.
Nicole Czerwinka
„Das singende, klingende Bäumchen“ im Theater Wechselbad der Gefühle, wieder am 4.12., 19.30 Uhr; 5.12., 6.12., 20 Uhr; 16.12., 17.12., 18.12., 19.12., 20.12., 19.30 Uhr; 21.12., 22.12., 23.12., 15 Uhr, am 24.12., 10.30/14 Uhr; 25.12., 26.12., 15 Uhr …