Klassisches Popkonzert in der Semperoper

„Rain & Vogler“ bei den Musikfestspielen

Es war ein musikalisches Experiment, zu dem sich Cellist Jan Vogler und der koreanische Popstar „Rain“ am Donnerstag (19.5.) auf der Bühne der Semperoper (Foto: PR/Oliver Killig) vereinten. „Ein Abenteuer“, wie es Vogler im Vorfeld nannte, und das durfte man durchaus wörtlich nehmen. Denn getreu dem diesjährigen Festspielmotto prallten hier nicht nur europäische und asiatische Kultur, sondern auch Pop- und Klassik, jugendliches und erfahrenes Festspielpublikum aufeinander.

Jan Vogler, der vorher noch per Videobotschaft auf die Begegnung einstimmte, ließ auf seinem Violoncello mit Johann Sebastian Bachs Präludium zunächst feinste europäische Barockmusik in dem altehrwürdigen Konzerthaus erklingen. Dass Vogler sein Instrument exzellent beherrscht, muss nicht erst erwähnt werden. Sein kraftvoller Vortrag machte einmal mehr deutlich, wie Musik den Zuhörer auch mit eigentlich wenigen Mitteln vollständig in ihren Bann ziehen kann.

Beim anschließenden Auftritt des koreanischen Popstars Rain, auch als Micheal Jackson Asiens bezeichnet, verwandelte sich die Semperoper dann prompt in eine riesige Konzerthalle des 21. Jahrhunderts, inklusive kreischender Teenager. Rains moderne Poprhythmen kamen dabei vom Band – und während die Akustik des Dresdner Opernhauses selbst poppige Bässe zu einem (zugegeben, einmal etwas anderen) Klangerlebnis werden lies, tanzte der 29-jährige Rain zunächst etwas verhalten in sein Deutschlanddebüt. Laute Jubelschreie aus den zumeist weiblichen Kehlen bewiesen jedoch: Rain braucht weder Bach noch Cello, solange er nur im bunten Diskokugellicht rocken kann. Selten war der Unterschied zwischen U- und E-Musik auf einer Bühne wohl so offensichtlich, wie am Donnerstag in Dresden.

Dennoch verbindet Vogler und Rain eine enge Musiker-Freundschaft. Auch, wenn das kurze Gespräch der beiden über einen Small-Talk à la Wetten-Dass-Couch nicht hinauslief, lag der eigentliche Reiz des Abends schließlich in der Vereinigung beider Musikstile beim gemeinsamen Auftritt, der vielen nach den ersten Eindrücken jedoch unvorstellbar schien. Und doch harmonierten zwei Songs von Rain nur wenig später überraschend gut mit der warmen Klangfarbe von Voglers Violoncello, das den asiatischen Boy-Band-Pop sozusagen europäisch-klassisch aufwertete. Rains Tanzperformance war im Duett mit Voglers Streichinstrument dann auch wesentlich souveräner, als am Anfang noch – und das Experiment einer Paarung von Popmusik mit Klassik hätte an diesem Punkt ganz sicher selbst manchen Zweifeler überzeugen können, wäre es nicht wieder vom überirdischen Fangejohle aus den oberen Rängen durchkreuzt worden. Die kreischenden Groupies störten schließlich auch das finale Klangbild der gemeinsam gestalteten Popballade „Love Song“, wurden dann aber mit Diskostimmung beim „Hip Song“ für ihre Geduld während des europäisch-asiatischen Musikexperiments belohnt.

Am Ende war dieses gänzlich ungewöhnliche Festspielkonzert tatsächlich ein Abenteuer – für alle Beteiligten. Ob das Experiment gelungen ist, sollte dabei wohl jeder für sich selbst entscheiden. Eines – und das müsste selbst Thomas Gottschalk neidlos zugestehen – war es aber auf jeden Fall: absolut unterhaltsam für Jung und Alt.

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Europäische Musik trifft Asiens Philosophie

34. Musikfestspiele in Dresden gestartet

Die 34. Dresdner Musikfestspiele bringen vom 18. Mai bis zum 5. Juni einen Hauch von Asien in die Stadt. Unter dem Motto „Fünf Elemente“ verbinden die Festspiele unter der Intendanz des Cellisten Jan Vogler in diesem Jahr europäische Kultur mit asiatischer Philosophie. Das Programm belebt insgesamt 15 Spielstätten in der Stadt und wird auch mit dem Kirchentag gekoppelt.

Sowohl in den Kompositionen als auch in den Interpretationen werden dabei die musikalischen Verbindungen zwischen Asien und Europa hörbar – so zum Beispiel beim gemeinsamen Konzert von Jan Vogler mit dem koreanischen Sänger Rain, bei dem die Grenzen zwischen asiatischem Pop und europäischer Klassik verwischen (19.5., 21 Uhr Semperoper). Andere kulturelle Botschafter sind das Tokyo String Quartett (4.6., 20 Uhr, Palais im Großen Garten), das Absolute Ensemble mit den „Arabian Nights“ (28.5., 22 Uhr, Gläserne Manufaktur) und die „Asien Stars von morgen“ – eine Konzertreihe auf Schloss Wackerbarth (25./29./30./31.5., 20 Uhr), die die heranwachsende Generation asiatischer Spitzenkünstler präsentiert.

Darüber hinaus werden prominente Orchester, wie das New York Philharmonic unter Alan Gilbert (21./22.5., 20 Uhr, Semperoper) und die Berliner Philharmoniker unter Sir Simon Rattle (3.6., 20 Uhr, Semperoper) das Festprogramm bereichern. Auch zwei Spielstättenpremieren sind in diesem Jahr zu verzeichnen: So wird erstmals das Festspielhaus Hellerau in die Musikfestspiele einbezogen, während im neu eröffneten Albertinum das Abschlusskonzert mit dem Gewandhausorchester Leipzig stattfinden wird.

Linktipp: www.musikfestspiele.com

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