Werner Zawischa stellt in Riesa aus
So farbenfroh wie jede einzelne Pflanze in den erblühten Blumenrabatten, so facettenreich präsentiert sich die seit Freitag (18.4.) eröffnete Kunstausstellung „Im Laufe der Jahre“ (bis 8. Juni, Eintritt frei) in der Städtischen Galerie in Riesa. Über 70 Werke in zehn verschiedenen Techniken umspannen ein mehr als 50-jähriges Schaffen des Riesaer Künstlers Werner Zawischa. Es ist die erste Einzelausstellung im Leben des heute 73-Jährigen.
Dicht an dicht hängen Porträts in Öl neben Landschaftsbildern in Pastell, Kirchenansichten mit Feder, ungewöhnliche Collagen, bunte Stillleben oder schwarz-weiße Skizzen. „Man muß mit wachen Augen durch die Natur und überhaupt durchs Leben gehen“, sagt der sympathische kleine Mann. Wer diesen Rat befolgt und sich so der Ausstellung nähert, vor dem erblüht ein jedes Bild auf seine besondere Art und Weise. Eines seiner ersten Werke ist die Pastellzeichnung „Migranten“. Gemalt mit 22 Jahren ist es eine Reflexion seiner eigenen Erfahrungen. „Mit fünf Jahren bin ich mit meiner Mutter und meinen beiden älteren Schwestern in Riesa angekommen. Wir sind aus Oberschlesien geflüchtet“, schildert Zawischa. Ein Schatten huscht über sein sonst so strahlendes Gesicht. Er spricht leise weiter: „Ich hab all die Erniedrigungen erlebt, die Flüchtlingskinder widerfahren sind. Ich kenn betteln und vieles andere auch. Das prägt.“
Indem Werner Zawischa Bilder malt, kann er sein Innerstes zum Ausdruck bringen. Früh begann er damit. „Ich habe mit Kohlezeichnungen auf Zeitungsrändern gekritzelt“, erinnert er sich. Zawischa tritt in den Zeichenzirkel, spielt Kabarett und Pantomine, lernt Dekorationsmaler, studiert Kulturwissenschaften. Von 1971 bis 1991 ist er Leiter der Volkskunst Riesa, danach bis heute Vereinsvorsitzender des Kreativen Zentrums. „Er gehört quasi zum Inventar der Stadt“, bringt die Journalistin Ines Witt-Klotz in ihrer Laudatio vergangenen Freitag seine Bedeutung für die Elbstadt auf den Punkt. Erst im März ehrte die Stadt ihn mit dem Riesaer Riesen für sein Lebenswerk. „Diese Ausstellung ist eine Würdigung seines Schaffens“, sagt Organisatorin Birgit Herold. Ein Schaffen, so bunt und vielfältig wie jede einzelne Blüte im Blumenmeer des Frühlings.
Jane Pabst