Kultursommer in Dresden

Hier gibt es Theater, Konzerte und Kino unter freiem Himmel

Dieser Sommer wird anders. Langweilig aber wird er gewiss nicht, denn mehr Open Air für Theater, Literatur, Musik und Film gab es in Dresden noch nie. Wo und wann was läuft, das haben wir in einer Übersicht zusammengetragen:

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Weihnachtsbühnenschau

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Wie Dresdens Theater die Adventszeit versüßen

Alle Jahre wieder, wenn Glühweinduft durch die Straßen weht und Winterfrost in die Nasen zwickt, zieht es die Welt in kuschelig warme Theatersäle. Dort steigen zur Weihnachtszeit Märchenfiguren aus der Vergessenheit empor, rütteln Melodien längst schlummernde Kindheitserinnerungen wach und lassen den Zauber des Jahresendes für ein paar wohlige Stunden lang Wahrheit werden. Was? Das glaubt ihr nicht? Dann schaut selbst, wie Dresdens Theater zur Weihnachtszeit funkeln:

Staatsschauspiel Dresden:

Am Staatsschauspiel Dresden versteckt sich dieses Jahr im Advent zum ersten Mal Erich Kästners „Klaus im Schrank“ und feiert samt seiner Familie ein verkehrtes Weihnachtsfest. Zudem treiben auch die drei Geister aus Charles Dickens „A Christmas Carol“ wieder ihr Unwesen im Palais im Großen Garten. Wer sich eines der beiden Stücke anschauen will, der muss jedoch schnell sein, die meisten Vorstellungen sind schon ausverkauft!

Landesbühnen Sachsen:

Dis Landesbühnen Sachsen bescheren zur Weihnachtszeit eine Qual der Wahl. Zum einen erobert hier die Musicalversion des Kultfilms „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ die Theaterbühnen, zum anderen wird hier wohl auch all jenen warm ums Herz, für die Engelbert Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“ zum Advent gehört wie Stollen und Lebkuchen. Zudem versüßt hier auch „Ox und Esel“, eine tierische Weihnachtsgeschichte von Norbert Ebel den Advent.

Theater junge Generation:

Das Theater der jungen Generation (tjg) tischt zum Fest dieses Jahr die ebenso komische wie nachdenkliche Geschichte über die verrückte Familie Herdmann auf. Diese will in dem turbulenten Stück „Hilfe, die Herdmanns kommen!“ natürlich unbedingt beim Krippenspiel in einer Kleinstadt mitmachen, schnappt sich flugs die begehrtesten Rollen und sorgt dabei für allerlei Aufruhr bei den Nachbarn. Ob am Ende daraus noch ein friedliches Fest wird?

Theaterkahn:

Lustig wird es auch auf dem Theaterkahn. Hier verbünden sich Patrick Barlow, Peter Kube und Tom Quaas zur sogenannten Weihnachtskultkomödie „Der Messias“, in dem die Weihnachtsgeschichte mit vielen Überraschungen einmal ganz anderes erzählt wird als sonst. An den Tagen rings ums Fest lädt zudem ein Programm mit Geschichten Musik vom Michael-Fuchs-Trio zu besinnlichen „Weihnachten auf dem Theaterkahn“ ein.

Comödie Dresden:

Ein süßer Protagonist der Weihnachtszeit wird zur Hauptfigur des neuen Weihnachtsmusicals an der Comödie Dresden. Das Stück „Willie der Weihnachtsstollen“ stammt aus der Feder des Comödien-Intendanten Christian Kühn und erzählt die Geschichte von einem in der Backstube vergessenen Stollen, der sich auf eine abenteuerliche Reise über den Striezelmarkt begibt. Mit von der Partie ist dabei auch DSDS-Sternchen Lisa Wohlgemut in der Rolle von Krümel, dem Baisertörtchen.

Theater Wechselbad der Gefühle:

Das schöne Märchen „Das singende, klingende Bäumchen“ flimmert dieses Jahr zum Fest nicht nur über die Fernsehbildschirme. Im Theater Wechselbad erobert der DEFA-Märchenklassiker nun auch die Bühne und wird dort nicht allein Kinderherzen an den Festtagen erfreuen. Die Produktion stammt übrigens von den Machern von „Die Hexe Babajaga“ und „Spuk unterm Riesenrad“.

Societaetstheater:

Kein Theater, aber dafür umso mehr Weihnachten bescheren das Dresdner Societaetstheater und das Barockviertel im Advent. Beim Adventsgeschichtenkalender lesen stadtbekannte Dresdner im Barockviertel vom 1. bis zum 23. Dezember jeden Tag winterliche Märchen oder Weihnachtsgeschichten. Die literarischen Kalendertürchen öffnen sich jeden Tag um 18 Uhr an einem anderen Ort im Barockviertel. Glühwein, Gebäck und Kerzenschein inklusive.

Theaterhaus Rudi:

Weihnachtszeit ist auch im Theaterhaus Rudi gleich Märchenzeit. Hier sind Familien zu einer ganz besonderen Vorstellung von „Hänsel und Gretel“ eingeladen. Im Puppentheater mit Karla Wintermann steht außerdem „Frau Holle“ auf dem Programm und Katharina Randel inszeniert mit ihren Puppen das Märchen „Der Wolf und die sieben Geißlein“.

Projekttheater:

Heiliger Bimbam! Die Weihnachtsgeschichte soll gar nicht wahr sein? Die bühne, das Theater der TU Dresden, hinterfragt dieses Jahr in ihrer Weihnachtsshow „The Holy Shit!“, was wäre wenn. Zu sehen ist dieses freche, junge Theater dreimal im Dezember im Projekttheater Dresden – und ganz sicher wird dabei so manche lustige Wahrheit über das Weihnachtsfest entlarvt.

Semperoper:

Gleich dreifach märchenhafte Weihnachtsunterhaltung schenkt die Semperoper im Advent. Hier tanzt Peter Tschaikowskis Nußknacker-Ballett (Foto: PR/Costin Radu) kunterbunt über die Hauptbühne, während in Semper II „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ das kleine Publikum in seinen Bann zieht und „Hänsel und Gretel“ sich in der zuckersüßen Inszenierung von Katharina Thalbach aus dem Pfefferkuchenhaus der Hexe befreien.

Staatsoperette:

Die Staatsoperette Dresden setzt zum Jahresende ebenfalls auf den Zauber der Märchenwelt. Neben Humperdincks „Hänsel und Gretel“ kommt hier mit der „Weihnachtsgans Auguste“ ein weiteres typisches Weihnachtsstück unter den Baum. Und auch der „Zauberer von Oz“ spukt hier über die Bühne, um die Qual der Wahl perfekt zu machen.

Nicole Czerwinka

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Schelmisches Puppenspiel vom Menschsein

Werkschau der Compagnie Freaks und Fremde

Ein bisschen anders, ein bisschen verrückt, dabei gleichzeitig berührend, schelmisch, derb und weise – das ist Theater der „Compagnie Freaks und Fremde“. Hinter dem etwas sperrigen Namen verbirgt sich das ganz und gar nicht spießige Puppenspielerduo Heiki Ikkola und Sabine Köhler aus Dresden. Wie in einem „künstlerischen Labor“ denken sich die beiden seit 1997 Theaterprogramme aus und forschen dabei bis heute an sich selbst, wie sie sagen. Ihre Geschichten entstehen auf Reisen, im Dialog mit verschiedenen Theatermaterialien oder purzeln ihnen ganz schlicht im Alltag über den Weg. Nur eines haben sie alle gemeinsam: Sie erzählen von den großen und kleinen Unmöglichkeiten des Menschseins, loten Normen aus und bezaubern die Zuschauer mit einem Übermaß an Phantasie (Foto aus MASCARA: PR/Max Messer).

„Wir machen grenzenloses Theater, es ist aber kein Gemüsegarten. Es ist nicht beliebig, sondern frei in der Wahl der Mittel“, erzählt Heiki Ikkola über die Arbeit der Compagnie. Zusammen mit Sabine Köhler will er seinen Zuschauern keinen belehrenden Zeigefinger entgegenstrecken, sondern mit seinen Stücken viel lieber berühren. „Die Zuschauer sind Voyeure, leben ihre Faszination mit dem Abnormen aus. Mit Puppen ist es möglich, so etwas zu zeigen und auch darüber zu lachen“, ergänzt Sabine Köhler. So widmet sich das Stück „Freakshow“ beispielsweise der Frage: Was ist normal? – und stellt dabei Sonderlinge mit ihren merkwürdigen Fratzen in den Mittelpunkt. Die „Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor“ dagegen erklärt auf spielerische Weise, wie das Leben funktioniert und dass der Tod ein natürlicher Teil davon ist.

In der Vorbereitung dieser Programme steckt so manche mühevolle Nachtschicht. Freizeit und Arbeit gehen für die beiden Künstler, die unter anderem auch vom Dresdner Schaubudensommer bekannt sind, Hand in Hand. So sind zum Beispiel die Puppen der Compagnie alle samt von Sabine Köhler selbst angefertigt. Von Dresden aus reisen diese dann mit ihren beiden Compagnie-Eltern nicht selten quer durch die Welt. „Das Reisen passt für mich super zum Theatermachen. Das gibt mit Wellen von Spannung und Entspannung. Und wenn man zurückkommt, sieht man Dinge, die man vorher gar nicht mehr gesehen hat, wieder ganz neu“, meint Heiki Ikkola.

Doch auch für die Zuschauer ist jede Aufführung der „Compagnie Freaks und Fremde“ so etwas wie eine kleine individuelle Reise für sich. Wer Lust bekommen hat, sich darauf einzulassen, der kann schon mal die Phantasie-Koffer packen. Denn unter dem Motto „Acht Stücke in vier Tagen: Ein langes Wochenende voller Chaos und Liebe, echtem Mut und falschen Hörnern“, versprechen die beiden bei einer Werkschau im Rahmen des OFF-Theaterfestivals vom 6. bis zum 9. Juni am Dresdner Societaetstheater einen bunten Querschnitt durch ihr Programm. Neben eigenen Inszenierungen sind hier auch Koproduktionen und künstlerische Begegnungen der beiden mit anderen Theatern und Compagnien zu erleben. Vom bissig interpretierten Märchen bis hin nachdenklichen Fabel übers Altern ist alles dabei.

Nicole Czerwinka

Linktipp: www.freaksundfremde.blogspot.de

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Sternstunden der englischen Theaterszene

„Going Dark“ am Societaetstheater

Das Schöne an Theaterfestivals wie „szene: ENGLAND“ ist, dass sie Kunst aus anderen Ländern für ein paar Tage lang direkt nach Dresden holen. Und manchmal beschert das sogar wahrhafte Sternstunden: Sound & Fury’s „Going Dark“ jedenfalls kann getrost als Höhepunkt des diesjährigen szene-Festivals im Societaetstheater Dresden gehandelt werden.

Das gut einstündige Theaterstück entführt die Zuschauer zunächst in einen dunklen Bühnenraum. Dort nehmen sie – vom schummrigen Licht einer Taschenlampe begleitet – zunächst verwirrt Platz auf (zugegeben: recht unbequemen) Stühlen. Diese sind im Karee um die ebenerdige Bühne gestellt. Der Vorhang zum Vorraum schließt sich und kurz darauf lässt die Geräuschkulisse englischen Regen prasseln. Tom Espiner bestreitet diese gekonnt mit Klang und Lichteffekten ausstaffierte Stück anschließend im brillanten Alleingang.

Mit viel Hingabe spielt er den Wissenschaftler Max, der mit Leidenschaft in einem Planetarium arbeitet und sich alleinerziehend rührend um seinen Sohn Leo kümmert. Gekonnt wechseln die Szenen zwischen heimischen Familienplaudereien und seinen wissenschaftlichen Vorträgen unter projiziertem Sternenhimmel hin und her. Die Zuschauer sind in dem düstern Raum mittendrin in diesem philosophischen Spiel menschlicher Wahrnehmungen und tiefgründiger Erkenntnisse. „Wie weit kann der Mensch sehen?“, fragt Max in einem seiner Planetariumsvorträge zu Beginn des Stücks und erklärt, wie sich die Menschen seit Urzeiten am Polarstern orientiert haben. Noch ahnt man nicht, wie existenziell diese Frage später für ihn selbst, aber auch für die Zuschauer wird. Denn Max, der engagierte Vater und kluge Wissenschaftler, leidet an einer Krankheit, die ihn langsam erblinden lässt. Am Ende erkennt wer weder die Sterne noch seinen Sohn mehr mit bloßem Auge.

Es ist berührend und zauberhaft zugleich, wie Sound&Fury’s diese eigentlich tragische Geschichte im düsteren Bühnenraum mit Worten, Licht und Sounds für den Zuschauer gleichermaßen erlebbar machen. Eine Art von Theater, wie man sie in Dresden bislang kaum findet. Immer wieder wechseln die Szenen zwischen Privatleben und astronomischen Vorträgen hin und her. Der Zuschauer muss so ebenfalls abwechselnd in die Rollen des Beobachters und des Planetariumsgastes schlüpfen. Geräusche von lauten Autostraßen machen zwischendrin deutlich, wie Max mehr und mehr seinen Ohren vertrauen muss, weil sein Augenlicht schwindet. Auch wenn es ihm zunächst nicht gelingt, seinen Sohn – der übrigens nur via Tonband auftritt – über die Krankheit aufzuklären, weil er Angst hat, ihm damit die Unbeschwertheit zu rauben, machen seine Planetariumserklärungen deutlich, was gerade in ihm vorgeht. Max kleine Welt wird auf fantastische Weise mit dem großen Universum verknüpft, wenn er beispielsweise davon erzählt, dass die Wahrnehmung von Lichtspektren nur eine Illusion unseres Gehirns ist, dass alles, was unsere Augen sehen, im Kopf entsteht.

Hier hat die Tiefe des Stücks bereits einen Punkt erreicht, dem man sich nicht mehr entziehen kann. Die Intensität des Spiels, die Unentrinnbarkeit der schummrigen Bühnenatmosphäre, die Philosophie des Universums, das alles zieht so in seinen Bann, dass man längst nicht mehr darüber nachdenkt, ob man jedes der englischen Worte versteht. Denn schon ist der Zuschauer hier auf raffinierte Weise ein Teil des Stücks geworden und versteht gleichsam, ohne zu hören. Max ist nahezu erblindet, als er erzählt, mit wie vielen Stundenkilometern die Erde um die Sonne saust. Orientierung ist angesichts dieser Geschwindigkeit kaum möglich. Und Max, der mit der Krankheit kurzzeitig die Orientierung im Leben zu verlieren droht, erzählt: „Es gibt keine Fixpunkte im Universum, man muss sich selbst einen solchen Punkt suchen.“ Als Max auch diesen Vortrag abbrechen muss, weil seine Krankheit ihm die weitere Arbeit nicht ermöglicht, hat er seinen Fixpunkt dennoch gefunden. Zu Hause erklärt er seinem Sohn Leo endlich, was es für ihn bedeutet, nun blind zu sein. Sein Sohn stellt viele Fragen, bis die beiden hinaus in den Garten gehen – und der Regen wieder zu prasseln beginnt.

Ein beeindruckender Theaterabend, der sich vor allem durch das herausragende Zusammenspiel von Gestaltung und Darstellung auszeichnet, geht zu Ende – er wird in Dresden mit minutenlangem Applaus belohnt. So faszinierend kann fremde Schauspielkunst sein …

Nicole Czerwinka

„Going Dark“ am Societaetstheater noch einmal am 19.4., 20 Uhr

Fotos: PR/Edmund Collier (rechts)

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Zurücklehnen ist nicht

„szene: ENGLAND“ am Societaetstheater

Das Societaetstheater Dresden verspricht mit seinem „szene: EUROPA“ Festival vom 11. bis 21. April 2013 zum siebten Mal einen theatralischen Tapetenwechsel mitten in der eigenen Stadt. Nach Frankreich (2007), Moldau (2008), der Schweiz (2009), Polen (2010), Schottland (2011) und dem Baltikum (2013) steht dabei dieses Mal – zum Zweiten in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Zentrum der Künste in Hellerau – die Theater- und Performancekunst Englands im Fokus.

„Wir haben beim Festival ‚szene: SCHOTTLAND‘ vor zwei Jahren gesehen, wie unheimlich breit gefächert die Theaterszene in England ist“, sagt Andreas Nattermann, der Geschäftsführer des Societaetstheaters. Schon vor zwei Jahren stand für die Organisatoren daher fest, dass sie anno 2013 englische Theatergruppen nach Dresden einladen. Neun sind es nun an der Zahl, die hier elf Tage lang Theater-, Performance-, Live-Art- und Gaming-Aufführungen aus ihrem Land präsentieren werden. Ähnlich wie die Schotten lassen auch die Engländer dabei auf humorvolle, freche und vor allem unkonventionelle Art die Grenzen zwischen Performance, Kunst, Tanz und klassischem Theater oft dahinschmelzen.

Wer hier jedoch auf eine stille Berieselung im Zuschauerraum hofft, der sollte lieber gleich zu Hause bleiben. Denn viele der Companies beziehen ihr Publikum zu gern in ihre Kunst mit ein. So kann es durchaus vorkommen, dass sich die Gäste später mit einem Radiogerät auf Dresdens Straßen wiederfinden oder selbst ein Manuskript lesen müssen. Schauspielerische Kenntnisse seien dabei nicht gefragt, wohl aber die Lust am Experiment, bestätigt Brit Magdon, die Künstlerische Leiterin des Societaetstheaters. Sie hat das vielfältige Programm, das „szene: ENGLAND“ Mitte April nach Dresden holt, selbstverständlich vorab am eigenen Leib getestet – und für gut befunden.

Die Engländer verstehen es, aus scheinbar unscheinbaren Situationen große Kunst entstehen zu lassen, wie beispielsweise die sechsstündige Theater-Performance „Quizoola“ der Forced Entertainment Companie beweist. Dahinter verbirgt sich nichts anderes als ein Frage-Antwort-Spiel wie wir es von TV-Quizshows kennen. Dieses jedoch geht mit der Zeit so weit in die Tiefen der Privatsphäre, dass die Grenze zwischen Schauspiel und Realität immer diffuser wird. „Ich habe das Stück schon zweimal gesehen und fand es sehr interessant, welche Entwicklung sich da abzeichnet“; sagt Brit Magdon und stellt gleich klar: „Die Zuschauer können zwischendurch auch einen Kaffee trinken gehen und später wiederkommen, sie müssen nicht sechs Stunden am Stück zusehen.“

Englisch allerdings müssen sie für diese Performance wenigstens ein bisschen beherrschen. Ansonsten sind jedoch die meisten der 30 Aufführungen ins Deutsche übersetzt oder zumindest in einer deutschen Synopsis zusammengefasst worden, sodass niemand vor Sprachbarrieren zu bangen braucht. Und wer sich dennoch etwas vor Mitmachtheater und fremden Sprachen fürchtet, dem sei an dieser Stelle schon mal die Eröffnungsveranstaltung empfohlen. In dieser wird nämlich vor allem getanzt. Die Michael Clark Company wird ihr Stück „COME, BEEN AND GONE“ am 11. und 12. April (jeweils um 20 Uhr) im Europäischen Zentrum der Künste Hellerau aufführen und das Festival damit einleiten. Wer dann noch kein Blut geleckt hat, der ist wirklich selber schuld …

Nicole Czerwinka

Linktipp: www.societaetstheater.de/szeneENGLAND.html

„szene: ENGLAND“ am Societaetstehater sowie im HELLERAU Europäisches Zentrum der Künste, 11. bis 21.4.2013, Karten gibt es jeweils für 15 (ermäßigt 7) Euro, zudem gilt das Angebot: fünf für vier, bei der es für vier gekaufte Tickets ein Fünftes gratis dazu gibt.

Fotos: Michael Clark Company (Jake Walters, li.) und Ant Hampton „Ok Ok“ (Richard Lahuis, re.)

 

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Die Türkei zu Gast in Dresden

Societaetstheater lädt zu Europa-OFF-Fest

Theater- und Musikkünstler aus der Türkei sind dieser Tage mit einem vielseitigen Programm in Dresden und Leipzig zu Gast. Unter dem Titel „Off Europa: Türkei urban“ haben sich das Societaetstheater Dresden und das LOFFT in Leipzig zu einem Deutsch-Türkischen Theaterfestival mitten in Sachsen zusammengetan. Bis zum 21. September ist in beiden Städten eine Auswahl von jungen türkischen Theateraufführungen, Performances, Tanzdarbietungen, Filmen und Musik zu erleben, die den Facettenreichtum aus der freien Tanz- und Theaterszene der Türkei, insbesondere Istanbuls an hiesige Theater (Foto: PR) bringt.

Diese Inszenierungen stammen größtenteils aus Istanbul, sie handeln von Aufbrüchen, Emanzipationsschritten und Momenten der Befreiung. Insbesondere junge Künstlerinnen befragen ihre noch immer fragile Stellung in der türkischen Gesellschaft darin selbstbewusst und bezwingend (z.B. in „Aptal, Siridan, Ve Suclu“/„Dumm, Gewöhnlich und Schuldig“). Doch auch ihre männlichen Kollegen zeigen sich reflektierend und sensibel, beispielsweise in Performances, die sich einer Dialogbereitschaft mit dem Publikum verschrieben haben („Sen Balik Degilsin Ki“/„You Are Not A Fish After All“).

Zudem haben die deutschen Theaterleute auch ganz bewusst Künstlerinnen und Künstler mit türkischen Wurzeln eingeladen, die in Städten wie Amsterdam, Berlin oder Hamburg leben und arbeiten sowie in manchen Fällen auch schon außerhalb der Türkei geboren wurden. Der Hip-Hop-Rapper Volkan T. und der Tänzer, Performer und Choreograf Melih Gencboyaci sind nur zwei Beispiele dafür. (NC)

Linktipp & Programm: www.offeuropa.de

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Der Katastrophe auf der Spur

Autorin Kathrin Röggla im Societaetstheater

Das Societaetstheater Dresden lädt am Wochenende im Rahmen der Reihe Salon am Sonntag zu einem spannenden Gespräch ein. Zu Gast ist dabei am 23. Oktober, 11 Uhr, die Prosa- und Theaterautorin Kathrin Röggla (Foto: PR/Societaetstheater). Unter dem Motto „Alarm-Gestöber und Krisenstimmung“ wird sie sowohl an einer Gesprächsrunde teilnehmen als auch aus ihren Werken lesen und so quasi literarisch dem „Katastrophischen auf der Spur“ sein. Die Veranstaltung wird in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung „Büchers Best“ organisiert und von Janina Müller moderiert.

Röggler ist sowohl als Prosaautorin („die alarmbereiten“, „wir schlafen nicht“) als auch durch ihre Theaterstücke („die unvermeidlichen“, „die beteiligten“) bekannt geworden. Sie produziert außerdem Radioarbeiten wie Hörspiele und akustische Installationen. Die Schriftstellerin ist unter anderem mit dem Nestroy-Autorenpreis für ihr Stück „worst case“ ausgezeichnet worden. In ihren Essays und literarischen Arbeiten hat sie sich eingehend mit den Phänomenen der Krise und der Katastrophe auseinandergesetzt.

Karten sind zum Preis von 5,50 Euro im Societaetstheater erhältlich. (NL)

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